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Eine Zeltstadt im Grünen: Das Konfi-Camp in Wittenberg

Am Stadtrand der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt ist seit Wochen eine riesige Zeltstadt aufgebaut, aufgeteilt in mehrere kleine „Dörfer“ mit einem großen Gemeinschaftszelt und mehreren kleinen Schlafzelten. Die evangelische Kirche hat hier ein bundesweites Camp für junge Konfirmanden aufgebaut. Rund 1.300 Jugendliche zwischen zwölf und 14 Jahren aus ganz Deutschland haben in den vergangenen Wochen fünf Tage an der Stätte der Reformation verbracht und sich mit Glaubens- und Lebensfragen auseinandergesetzt.

Der Begriff Konfirmation stammt vom lateinischen Wort „confirmatio“, also „Befestigung“. Die oftmals als Kleinkind getauften Jugendlichen bereiten sich darauf vor, auf diese Weise vor ihrer Gemeinde ihre Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche nochmal zu bestätigen.

An diesem Freitagabend steht jedoch der gemeinsame Spaß im Vordergrund. Es ist Disko-Abend, aus dem großen Zelt dringen laute Musik und flackernde Lichter. Rund 230 Teilnehmer aus Thüringen, Hessen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind am Mittwoch angereist. Es ist die dritte und letzte Campwoche in diesem Jahr, danach wird die Zeltstadt wieder abgebaut. Vier hauptamtliche Organisatoren der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt haben alle Hände voll zu tun, um für einen geregelten Ablauf zu sorgen. Hinzu kommen noch 30 Ehrenamtliche, außerdem bringen die Gruppen eigene Helferinnen und Helfer mit.

Lea Weber ist die Gesamtleiterin des Wittenberger Konfi-Camps. „Wir stellen alles von der Infrastruktur bis zum Programm“, erzählt die junge Frau. 2017, zum 500. Jahrestag der Reformation, sei die Idee entstanden, junge Menschen mit dieser historischen Stätte, an der die Reformatoren Martin Luther (1483-1546) und Philipp Melanchthon (1497-1560) gewirkt haben, in Kontakt zu bringen.

Auf dem Programm stehe aber nicht nur Glaubensbildung, berichtet Weber. Neben politischen und ethischen Themen werde auch über persönliche Lebensthemen wie Identität, Freundschaft oder Beziehungen gesprochen. „Wer bin ich, wer sind meine Mitmenschen, was ist meine Beziehung zu Gott?“, auch das stehe auf der Tagesordnung. „Wir wollen den Jugendlichen vor allem eine gute Zeit im Rahmen der evangelischen Kirche ermöglichen“, sagt die Campleiterin.

Dafür stellt die Akademie insgesamt sieben Zeltdörfer für jeweils bis zu 120 Personen zur Verfügung. Am Samstagmorgen versammeln sich alle Gruppen im großen Zelt zur „Morgenshow“, bei der es diesmal um die „Bucket List“ geht, also eine Liste mit Dingen, die man in seinem Leben noch tun oder erreichen möchte. Es geht darum, wie eine gute „Bucket List“ aussehen könnte – und wie man sein Leben liebevoll gegenüber anderen Menschen gestalten kann.

Im Anschluss sollen die Jugendlichen selbst aktiv werden und sich einen kurzen Film ausdenken – einen „Paperclip“, also eine Art Zeichentrickfilm, bei der eine Stimme im Hintergrund spricht, zu der einzelne gezeichnete Bilder eingeblendet werden. Die Jugendlichen sollen sich für den Minifilm einen filtiven Konfirmanden ausdenken und sich überlegen, was er in seinem Leben erreichen möchte – und dabei Nächstenliebe zeigen kann.

In einem der Zelte arbeiten sechs Jungen aus Thüringen an der Aufgabe. Doch die Motivation will nicht so richtig aufkommen, ihr Drehbuch bleibt erstmal diffus. „Das Programm hier ist schon sehr speziell“, meint einer der Jugendlichen: „Es ist mir zu wenig religiös. Ich dachte, ich lerne hier etwas.“ Der Konfirmandenunterricht zu Hause sei besser, meint er.

Dagegen ist der 18-jährige Constantin Braun aus Hessen bereits zum fünften Mal hier – beim ersten Mal als Konfirmand, seitdem als „Teamer“, der die Jugendlichen betreut. Mit 63 Konfirmanden ist er diesmal aus dem Hochtaunus nach Wittenberg gekommen. „Das hier ist ein guter Ansatz“, sagt der Jugendliche im Gespräch: „Es geht weniger um Kirche, sondern um Alltagsthemen wie Schule, Freunde oder mein Selbstbild.“