VonAmet Bick
Das Lied erzählt eine Geschichte. Eine Geschichte, die so alt ist wie die Menschheit. Es erzählt von der Reise durch die innere Wüste, die Wüste der Gottverlassenheit. Die Bilder sind so stark, dass ich mir einzelne Verse wie Filmszenen vorstelle. Eine Frau an einem unwirtlichen Ort streckt ihre leeren Hände in den leeren Himmel. Niemand ist da, der ihre Geste wahrnimmt. Sie ist allein. Gott ist fremd und fern, nicht anzutreffen. Zweifel werden zu Verzweiflung. Der Tod erscheint wie die einzige mögliche Zukunft mit ihm.Aber die Geschichte, die das Lied erzählt, die Wüstenwanderung, bleibt hier zum Glück nicht stecken. Die Hände sinken wieder, die Frau findet die Kraft weiterzugehen. Sie will reden, ein Gespräch, sie stellt Fragen. Gott ist nicht zu sehen, aber vielleicht geht er schon lauschend neben ihr. Ihr zugewandt, lächelnd, weil er spürt, wie sie brennt vor Sehnsucht. „Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land?“ Sie fragt so drängend und so wild, als hinge ihr Leben davon ab. Kann sein, Gott ging schon immer neben ihr und sie hat es nicht gespürt. Die beiden bleiben stehen. Die Frau schließt die Augen. Gott tritt aus dem Dunklen, dem Ungefähren. Sie hört sein Wort, fühlt seinen Trost. Ihre innere Wüste verwandelt sich in eine Landschaft voller Schönheit. Das gelobte Land ist ein Ort ohne Grenzen. Damit ist die Geschichte erzählt. Das gelobte Land ist in mir. Ich kann weit gehen, aber ankommen muss ich in mir. Die Frau ist jetzt ganz ruhig, sie lächelt selig wie eine Liebende. „Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete“, sagt sie zu Gott.