UK 38 und 39/2018, Organspende (UK 38, Seite 4: „Ethisch ein Grenzfall“; UK 39, Seite 14, Leserbrief „Ersatzteillager auf zwei Beinen“)
„Es ist schön zu leben, weil leben anfangen ist, immer, in jedem Augenblick“, sagte Cesare Pavese (italienischer Schriftsteller; d. Red.).
Nach einiger Überlegung möchte ich die Bezeichnung „Ersatzteillager“ so nicht stehen lassen. Außerdem ist diese Wortwahl einer christlichen Zeitung nicht würdig.
Wo bleibt die christliche Nächstenliebe?
Ist es nicht sehr egoistisch, wenn ich nicht weiterleben kann, aus welchem Grund auch immer, aber die verbleibenden gesunden Organe keinem anderen Menschen zukommen lasse?
Ich bin seit 1998 transplantiert und dankbar für jeden Tag, der mir geschenkt wurde. Inzwischen bin ich 81 Jahre alt. So konnte ich meinen Mann nach einem Schlaganfall auf seinem letzten Weg begleiten, meine Enkelkinder in ihrer Entwicklung miterleben.
Was die Medikation betrifft: Vor der Transplantation wird man aufgeklärt und kann sich dann noch entscheiden – wie und ob man sich diese Aufgabe zutraut. Nur wenige alte Menschen kommen doch ohne Medikamente aus: Blutdrucksenker, Blutverdünner bei Herzproblemem, Medikamente gegen Diabetes, Rheuma und, und, und…
Mit dem geschenkten Organ habe ich eine andere Sichtweise vom Leben. Name der Redaktion bekannt
Anmerkung der Redaktion: Wir sind davon überzeugt, dass obiger Brief die Debatte um das Für und Wider der Organspende bereichern kann, weil er die sehr persönliche Sicht eines betroffenen Menschen auf das Thema zeigt. Deshalb kommen wir – gegen unsere generelle Regel, Leserbriefe nur mit Absender zu veröffentlichen – in diesem Fall ausnahmsweise dem Wunsch des Leserbriefschreibers/der Leserbriefschreiberin nach und verzichten auf die Nennung des Namens.