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Ein Papst in Badehose? Leo XIV. macht Urlaub in Castel Gandolfo

Seit Jahrhunderten ist Castel Gandolfo die Sommerresidenz der Päpste. Zwei starben dort sogar. Bald urlaubt Leo XIV. erstmals in den Albaner Bergen: ein Aufenthalt nicht ganz frei von Risiken, wie die Geschichte zeigt.

Noch ein Kreuzzeichen, dann steigt der lediglich mit Badehose bekleidete Papst in den Pool seines Anwesens in Castel Gandolfo. Die Fotos des halb nackten Johannes Paul II. gingen 1981 um die Welt. Anfang Juli könnte der nächste Papst seine Bahnen im kühlen Nass ziehen: Nachdem Franziskus mit der Tradition der sommerlichen Auszeiten in den Albaner Bergen brach, plant Leo XIV. einen zweiwöchigen Urlaub in der Residenz.

Damit geht er noch einen Schritt weiter als seine Vorvorgänger. Die empfingen in dem Papstpalast nämlich Promis, Philosophen und Politiker. Leo XIV. will sich hingegen zurückziehen. Ausnahmen bilden bislang nur zwei Sonntagsmessen in lokalen Gemeinden sowie das anschließende Mittagsgebet auf dem kleinen Platz der Gemeinde mit gut 8.500 Einwohnern.

Doch auch ohne weitere VIP-Gäste sind die Menschen in dem Bergstädtchen glücklich mit Leos Entscheidung und heißen den gebürtigen US-Amerikaner willkommen. Seit Urban VIII. (1623-1644) nahmen die meisten Päpste im Juli und August ein paar Wochen Auszeit vom heißen Rom in der Sommerresidenz. Zwei Kirchenoberhäupter starben dort: Pius XII. im Oktober 1958 und Paul VI. im August 1978.

Zuletzt zogen sich Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) immer wieder in die Anlage auf 426 Metern Höhe zurück. Papst Franziskus blieb hingegen auch im Sommer lieber im Vatikan und reduzierte lediglich sein Arbeitspensum. Für die Bewohner bedeutete seine Abwesenheit einen erheblichen Rückgang an Pilgern und Touristen. Die Umwandlung des Papstpalastes zum Museum, inklusive der päpstlichen Gemächer, konnte dies nicht auffangen. Diese Ausstellungen sollen weiterhin für Besucher zugänglich bleiben. Mit Leos Aufenthalt hoffen die Menschen in Castel Gandolfo nun auf mehr Touristen und die damit verbundenen Einnahmen.

Zwar ist ungewiss, ob sich Leo neben den vier Terminen außerhalb der Palastmauern blicken lässt – einige Päpste schlichen sich schon heimlich aus der Residenz. Völlig unbeobachtet sollte er sich aber auch innerhalb der Anlage nicht fühlen. Zwar ist sie mit 55 Hektar deutlich größer als der Vatikanstaat, aber entsprechend anspruchsvoll gestaltet sich ihre Überwachung. Johannes Paul II. in Badehose war nicht der einzige Coup von Fotografen an diesem Ort.

Benedikt XVI. zog sich nach seinem Rücktritt 2013 zunächst in die knapp 30 Kilometer vom Vatikan entfernte Residenz zurück. Bei einem Spaziergang in der weitläufigen Gartenanlage erwischten ihn die Paparazzi und schossen das erste Foto von ihm als emeritiertem Papst: mit weißer Winterjacke über dem Gewand, gleichfarbiger Schirmmütze auf dem Kopf und Privatsekretär Georg Gänswein an seiner Seite.

Und noch ein weiteres Sicherheitsrisiko birgt Leos vorübergehender Umzug. Denn der neue Pontifex kann aufgrund der Umwandlung in ein öffentliches Museum nicht mehr in der vorgesehenen Papstwohnung leben. Dem Vernehmen nach soll Leo einen Teil der Villa Barberini beziehen. Diese liegt nicht zwischen Dorfplatz und Gärten, sondern grenzt an eine Straße. Mehrfach waren schon die Sicherheitschefs des Vatikans in Castel Gandolfo, um die erforderlichen Vorkehrungen zu besprechen.

Auch Leo selbst stattete seinem künftigen Sommersitz schon am 5. Juni einen Blitzbesuch ab. Dabei könnte er sich bereits über seine künftigen Freizeitbeschäftigungen vor Ort informiert haben. Der von Johannes Paul II. in Auftrag gegebene Pool soll bereits wieder in Betrieb sein. Zusätzlich gibt es auf dem Gelände einen neuen Padel-Platz. Der Tennis-ähnliche Sport wird stets im Doppel gespielt. Teampartner und Gegner dürfte der begeisterte Freizeitsportler Leo XIV. problemlos finden – vielleicht unter den zahlreichen Sicherheitsleuten, die weitere Fotos eines Papstes im kurzen Sportdress vermeiden wollen.