Sarah Mezger hat den ganz großen Sprung gewagt und es keinen Augenblick bereut: Um ihren Traum vom sozialen Auslandseinsatz zu verwirklichen, gab die 30-Jährige aus Denkendorf ihren Arbeitsplatz bei einem Steuerberater auf, vermietete ihre Wohnung und zog Ende 2015 für ein Jahr auf die Philippinen, dem größten christlich geprägten Land in Südostasien. Dort arbeitete sie für die Hilfsorganisation „Christ für Asia“ mit Straßenkindern. Es war eine Zeit, in der sie sich klar werden wollte, wie ihr Leben weitergehen sollte.
Die Neuorientierung ist geglückt: „Ich weiß jetzt, wo ich hin will“, sagt die gelernte Bankkauffrau. Ihre Berufung hat sie in der sozialen Arbeit gefunden. Derzeit arbeitet sie mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Danach möchte die junge Frau gerne noch einmal neu durchstarten und Soziale Arbeit studieren.
„Man wird so dankbar für das, was man hat“
Ein Freiwilligendienst im klassischen Sinn war Sarah Mezger wegen ihres Alters nicht mehr möglich. Deshalb musste sie ihren Aufenthalt komplett selbst finanzieren. „Ich habe gelernt, mit sehr wenig auszukommen“, erzählt die zierliche junge Frau. Wieder zuhause hat sie gleich ihren Kleiderschrank ausgemistet. Auch auf den Philippinen hat sie sich immer wieder leichten Herzens von Besitz getrennt. Denn sie sah viel Armut. „Man wird sehr dankbar für das, was man hat“, sagt sie.
In der Großstadt Cebu betreibt die Organisation „Christ für Asia“, die ihren deutschen Sitz in Altensteig hat, das Nehemia-Kinderheim und führt ein Projekt zur Ernährung von Straßenkindern durch. Sarah Mezger half beim Zubereiten und Verteilen der Mahlzeiten an jeweils rund 150 Straßenkinder. Elend und Not gingen ihr zu Herzen: „Die Kinder waren zum Teil nackt, verdreckt und hatten unversorgte Wunden.“
Im Kinderheim leben in zwei nach Geschlechtern getrennten Gruppen 80 Kinder und Jugendliche. Sarah Mezger war bei den Mädchen eingesetzt und bereitete Mahlzeiten zu, half beim Reinigen des Hauses, brachte die Kinder in die Schule, unterstützte bei den Hausaufgaben und sorgte für das Freizeitprogramm wie Basteln, Singen, biblische Geschichten oder sportliche Aktivitäten. Vor allem die Abendschicht übernahm sie gerne. „Da war Zeit zu reden und zu hören, was die Kinder bedrückt“, erzählt sie. Verständigt hat man sich auf Englisch, doch ein bisschen hat sie auch Cebuano, die örtliche Sprache, gelernt.
Immer wieder habe sie sich mit der Frage beschäftigt, was sie in Cebu bewirken könne. Doch sie merkte: „Es ist wichtig, dass ich hier bin.“ Auch wenn ihr klar war, dass ihre Hilfe nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein konnte, sagte sie sich: „Ich gebe in der Zeit, die ich hier bin, alles, was ich kann.“
Die junge Frau wäre gern länger geblieben. „Ich hatte nie Heimweh.“ Zu ausgefüllt mit vielfältigen Eindrücken waren ihre Tage in Cebu. „Ich war so dankbar, dass ich das alles erleben durfte.“
Besonders beeindruckte sie das Gemeinschaftsgefühl und die Großzügigkeit der Menschen: „Selbst die Straßenkinder gaben von dem wenigen ab, das sie hatten.“ Und auch sie selbst hat ganz im biblischen Sinn geteilt: „Einem Kind, das an Schüttelfrost litt, gab ich meine Lieblingsjacke und merkte plötzlich, das tat mir gar nicht weh.“ Als Leitwort über ihren Aufenthalt hat sie das Pauluswort aus dem 1. Korinther-Brief gestellt: „Alles was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein.“ Der christliche Glaube werde auf den Philippinen viel stärker nach außen gelebt als bei uns, erzählt Sarah Mezger. „Man spricht offen darüber und er ist ein Gemeinschaftserlebnis.“
Dass die Liturgie für den Weltgebetstag in diesem Jahr von den Philippinen kommt, findet sie gut. Das Land hat bei aller Schönheit viele Probleme. Gut, wenn darauf aufmerksam gemacht wird.