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Eckdaten zur Geschichte der Kolonie Deutsch-Ostafrika

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht Anfang der Woche Tansania. Dabei soll es auch um die gemeinsame Vergangenheit zwischen Deutschland und dem ostafrikanischen Land gehen, das rund drei Jahrzehnte unter deutscher Kolonialherrschaft stand. Dabei kam es immer wieder zu Konflikten. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt einige Daten zur Kolonie Deutsch-Ostafrika, deren Geschichte hierzulande immer noch wenig aufgearbeitet ist.

28. März 1884: Eine Gruppe um den Kolonialabenteurer Carl Peters (1856-1918) gründet in Berlin die Gesellschaft für deutsche Kolonisation, aus der wenig später die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (DOAG) hervorgeht. Erklärtes Ziel ist es, deutsche Ackerbau- und Handelskolonien in Übersee zu errichten.

27. Februar 1885: Der deutsche Kaiser Wilhelm I. stellt einen Schutzbrief für Peters’ Gesellschaft aus. Die beginnt daraufhin mit Gebietserwerbungen im großen Stil vornehmlich auf dem Gebiet des heutigen Tansania.

28. April 1888: Die DOAG schließt mit dem Sultan von Sansibar einen Pachtvertrag über die Nutzung des der Inselgruppe gegenüberliegenden Küstenstreifens um die Stadt Daressalam. Die Spannungen mit der einheimischen Bevölkerung nehmen unter anderem wegen des brutalen Vorgehens der Gesellschaft rasch zu.

26. Januar 1889: Der Reichstag bewilligt zwei Millionen Reichsmark, um mit der Entsendung eines Expeditionskorps die Aufstände niederzuschlagen.

1. Juli 1890: Großbritannien und Deutschland grenzen im Helgoland-Sansibar-Vertrag ihre Interessensphären in Ostafrika ab.

20. November 1890: In einem “Auseinandersetzungsvertrag” tritt die DOAG ihre Rechte an die Reichsregierung ab.

1. Januar 1891: Der “Auseinandersetzungsvertrag” tritt in Kraft, der erste Zivilgouverneur Julius Freiherr von Soden (1846-1921) nimmt am neuen Amtssitz Daressalam seine Tätigkeit auf; damit ist der Prozess zur Errichtung der Kolonie Deutsch-Ostafrika formal abgeschlossen. Außer einem Großteil des heutigen Tansania umfasst die Kolonie auch Gebiete in Ruanda, Burundi und Mosambik. Deutschlands größte Kolonie ist mit rund 995.000 Quadratkilometern doppelt so groß wie das Kaiserreich. Unter den 5 bis 7,5 Millionen Einwohnern leben im Jahr 1913 rund 5.300 Europäer, davon 77 Prozent Deutsche.

17. August 1891: Die Hehe bereiten der “Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika” in der Schlacht bei Rugaro eine empfindliche Niederlage. Allerdings führen die Deutschen ihre Militärexpeditionen fort. Der legendäre Anführer der Hehe, Chief Mkwawa, setzt Mitte 1898 seinem Leben ein Ende.

16. Juli 1905: Mit der Verhaftung des Heilers und Predigers Kinjikitile Ngwale beginnt im Süden der Kolonie der Maji-Maji-Krieg. In dem dreijährigen Konflikt setzt sich die Bevölkerung gegen die Unterdrückung durch die Deutschen zur Wehr. Obwohl es sich mit schätzungsweise 180.000 Opfern auf Seite der Aufständischen – bei den Deutschen fielen 15 Weiße, 389 afrikanische Soldaten und 66 Träger – um einen der größten Kolonialkriege in der Geschichte Afrikas handelt, ist das Geschehen bis heute kaum aufgearbeitet.

15. März 1914: Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird das letzte Teilstück der rund 1.200 Kilometer langen Tanganjikabahn für den Verkehr freigegeben. Für diese Meisterleistung deutscher Ingenieurskunst schuften rund 15.000 einheimische Zwangsarbeiter. Die Trasse existiert heute noch.

14. November 1918: Die von Paul von Lettow-Vorbeck (1870-1964) angeführten Reste der deutschen Truppen in Ostafrika – 155 Soldaten und 1.168 einheimische Askari – kapitulieren im britisch-rhodesischen Abercorn (heute: Mbala) drei Tage, nachdem das Deutsche Reich im französischen Compiegne den Waffenstillstand unterzeichnet hat.

2. März 1919: Die deutsche Bevölkerung bereitet Lettow-Vorbeck und seinen Soldaten bei deren Rückkehr in Berlin einen begeisterten Empfang. Der Zug vom Lehrter Bahnhof durch das Brandenburger Tor auf den Pariser Platz gilt als Geburtsstunde des deutschen “Kolonialrevisionismus”, der die Propaganda gegen den Friedensvertrag von Versailles flankiert und eine Rückgabe der Kolonien an Deutschland fordert.