Tipitipitipso, beim Calypso ist dann alles wieder gut, ja, das ist mexikanisch …“ schallt es aus dem majestätisch aufgerichteten großen Trichter durchs Wohnzimmer. Knack- und Knarzgeräusche inklusive. Mit einer kleinen Kurbel am Gehäuse des Grammophons aus Großvaters Zeiten in Schwung gebracht, dreht sich die schwarze Schellack-Scheibe auf dem Plattenteller in gleichbleibender Geschwindigkeit.
Rein mechanisch zum „Leben“ erweckt erklingt da unverkennbar die Stimme von Caterina Valente. Übertragen vom Tonarm mit der dicken Nadel, die sich durch die Spiralrille mit jeder Umdrehung weiter nach innen bewegt, wird der Schlager aus Wirtschaftswunderlandzeiten in die Gegenwart katapultiert.
Was war, ins Jetzt zu holen, ist modern. „Retro“ nennt sich ein Trend, bei dem Kleidung, Mobiliar, Gebrauchsgegenstände und anderes mehr – auf alt getrimmt – Zuspruch finden, wie Marktforscher seit einigen Jahren beobachten. Privatnischen im durchgetakteten, immer digitaler werdenden Alltag, in denen sich – und das mag Ältere erstaunen – besonders junge Leute der Smartphone-Generation wohlfühlen.
Im Sog dieser Modewelle rückwärts wird aber auch wirklich Altes neu wertgeschätzt. Da ist der beim Aufräumen wiederentdeckte alte Toaster plötzlich hip, ebenso der Phonoschrank, der kleine Nierentisch und die Drei-Tüten-Stehlampe aus den 1950er und 1960er Jahren. Unversehens sprudelt so manche Familiengeschichte und die Zeitumstände, in die sie eingebettet ist, mit an die Oberfläche.
Drehmomente zurück, wie sie das Grammophon zudem hör-erleben lässt, lassen in Vergangenem schwelgen. Gerne auch – „Tipitipitipso…“ – bei einem Tänzchen im 50er-Jahre-Rumba-Rhythmus.