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Dorfhelferin über ihren Beruf: “Die Menschen verlassen sich auf dich”

Die allermeisten Bauernhöfe in Bayern sind Familienbetriebe – und in der Regel arbeiten dort auch alle irgendwie mit. Wenn Bäuerin oder Bauer aber plötzlich krank werden und deshalb ausfallen oder gar sterben, droht Chaos auf dem Bauernhof, im schlimmsten Fall sogar mit dem Zusammenbruch des Betriebs oder des durchgetakteten Familienlebens. In solchen Fällen springen Dorfhelfer oder Dorfhelferinnen wie die 24-jährige Magdalena Thalhammer aus Freising ein – mitunter für mehrere Wochen oder gar Monate.

epd: Frau Thalhammer, war Dorfhelferin schon immer ihr Traumberuf?

Thalhammer: Eigentlich wollte ich Bürokauffrau werden, habe aber damals keine passende Ausbildungsstelle in meiner Region gefunden – also bin ich erst mal zur Hauswirtschaftsschule gegangen. Nach der verkürzten Ausbildung hat meine Mutter zufällig den Flyer von der Fachschule für Dorfhelferinnen und Dorfhelfer in die Finger bekommen und mir gegeben. Mich hat das damals sofort angesprochen, weil mir inzwischen klar war, dass ich lieber mit Menschen und Tieren arbeiten wollte, statt in einem Büro. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, ich habe über einen kleinen Umweg meinen absoluten Traumberuf gefunden. Und die Dorfhelferinnen-Schule in Pfaffenhofen an der Ilm hat mich darauf wirklich gut vorbereitet!

epd: Dorfhelferinnen und Dorfhelfer müssen dann springen, wenn Bauernfamilien in Not sind. Das kann man doch nur machen, solange man keine eigene Familie hat, oder?

Thalhammer: Natürlich ist es einfacher, wenn man nur für sich zu sorgen hat. Aber es ist ja jetzt nicht so, dass wir in den Betrieben oder bei den Familien einziehen, rund um die Uhr vor Ort oder gar ein Ersatz für die Mütter oder Väter sind. Letzten Endes entscheiden die Krankenkassen, wie viele Dorfhelferinnen-Stunden sie für jede Woche und für welche Dauer genehmigen. Unsere wöchentliche Arbeitszeit ist ja auch begrenzt, ich arbeite im Moment 30 Stunden pro Woche. Eine meiner Kolleginnen, die selbst noch kleinere Kinder hat, arbeitet aktuell ein paar Stunden Stunden in der Woche – und das klappt sehr gut.

epd: Wie lange hat ihr längster Einsatz gedauert – und wächst einem die Familie dann nicht so richtig ans Herz in dieser Zeit?

Thalhammer: Das waren neun Monate – nach dem Tod einer Bäuerin. Zum Glück gab es da keine kleinen Kinder mehr, weil die natürlich in einer solch langen Zeit eine Bindung zu einem aufbauen würden. Aber auch ohne Kinder wächst man in einem Dreivierteljahr in so einen Betrieb und damit auch in die Familie hinein. Die Menschen verlassen sich auf dich, du bist schließlich jeden Tag vor Ort. Trotzdem hat man noch sein eigenes Leben, seine eigenen Baustellen. Das musste ich in meinen ersten Berufsjahren erst noch lernen, dass man nach der Arbeit hinter sich auch gedanklich mal die Tür zumacht. (00/0378/04.02.2025)