Wechsel im Club der Ex-Präsidenten: Donald Trump geht, Joe Biden kommt. Die vier noch lebenden Trump-Vorgänger verstehen sich gut untereinander, doch ihr Verhältnis zu dem neuen Präsidenten ist schwierig.
Der 45. Präsident ist auch der 47. Donald Trump ist das gelungen, was vor ihm nur Grover Cleveland (1837-1908) geschafft hat: eine zweite Amtszeit zu erreichen, die nicht direkt auf die erste folgte. Damit verlässt er den Club der Ex-Präsidenten, dem er sich nie zugehörig gefühlt hat. Schließlich hat er seine Niederlage bei den Wahlen 2020 nie wirklich eingestanden.
Der Club der ehemaligen US-Präsidenten ist ein sehr kleiner, sehr exklusiver und ausschließlich männlicher Club mit einem in den vergangenen Jahrzehnten stark ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühl. Nach dem Ende einer Amtszeit wird ein Präsident üblicherweise herzlich im Kreis seiner Vorgänger aufgenommen.
Sie alle verbindet ein hohes Maß an Respekt für das Amt und das Gefühl für die Verantwortung, die sie in den Jahren ihrer Amtszeit getragen haben – bis hin zu Schlaflosigkeit, die sie nachts durch das Weiße Haus laufen ließ. Parteizugehörigkeiten, die das Land spalten, spielen keine Rolle mehr, Angriffe im Wahlkampf sind vergessen. “Wir wollen, dass du Erfolg hast”, sagte der Republikaner George W. Bush zu seinem Nachfolger, dem Demokraten Barack Obama, als sich 2009 die damals lebenden Ex-Präsidenten zu Besuch im Weißen Haus einfanden.
Die wichtigste Regel: Niemals kritisiert ein früherer Präsident öffentlich den Amtsinhaber. Dieses selbst auferlegte Schweigen über die Politik des aktuellen Präsidenten haben die Vorgänger wie auch ihre Ehefrauen während der ersten Amtszeit von Donald Trump gebrochen. Sie meldeten sich nicht erst am 6. Januar 2021 zu Wort, als ein Mob das Kapitol stürmte, sondern machten schon früher ihr Entsetzen deutlich. So kritisierte die frühere First Lady Laura Bush 2018 die Trump-Regierung überraschend scharf in einem Beitrag für die “Washington Post”, als Kinder illegaler Einwanderer von ihren Eltern getrennt festgesetzt wurden.
Wenn der Amtsinhaber ruft und sie bittet, eine Aufgabe zu übernehmen, dann stehen sie in der Regel auch zur Verfügung. George Bush hat seinen Vater, George W.H. Bush, und Bill Clinton mehrfach losgeschickt, um Hilfsmaßnahmen nach verschiedenen Naturkatastrophen zu koordinieren. Barack Obama schickte den jüngeren Bush und wieder einmal Bill Clinton los.
Zu den gemeinsamen Pflichtterminen des exklusiven Clubs gehört die Eröffnung einer Präsidentenbibliothek, in der die Regierungsunterlagen aus der Amtszeit gesammelt werden sowie das Begräbnis eines früheren Präsidenten, wie zuletzt nach dem Tod von Jimmy Carter. Fotos aus der National Cathedral in Washington zeigten kürzlich alle fünf lebenden US-Präsidenten am Sarg von Carter vereinigt, zum ersten Mal seit 2018. Damals wurde der frühere Präsident George H.W. Bush beerdigt.
Ein weiterer Muss-Termin ist die Amtseinführung des neuen Präsidenten am 20. Januar, denn sie symbolisiert die Kontinuität der Demokratie in den USA. In den knapp 250 Jahren ihrer Geschichte hat bislang nur viermal ein ausscheidender Präsident die Inauguration seines Nachfolgers boykottiert: John Adams 1801, sein Sohn Quincy Adams 1829, Andrew Johnson 1869 und 2021 Donald Trump.
Ein besonderes Verhältnis verband den 41. und den 43. Präsidenten der Vereinten Staaten – George W.H. Bush und George W. Bush waren Vater und Sohn. Unter den Ex-Präsidenten haben sich teils erstaunliche Freundschaften entwickelt, erklärt die Washingtoner Autorin Kate Andersen Brower über den Club der Präsidenten im Zeitalter von Trump.
Der Demokrat Bill Clinton hatte ein enges Verhältnis zu seinem republikanischen Vorgänger George Bush senior und zu seinem Nachfolger George W. Bush gepflegt; er wurde von den Bushs quasi als Familienmitglied akzeptiert. Und dass sich Michelle Obama und George W. Bush als enge Freunde sehen, hätte man auch nicht unbedingt erwartet.
Nun werden sich alle fünf lebenden US-Präsidenten wiedersehen, wenn Donald Trump vereidigt wird. Ihre Ehefrauen kommen mit, nur Michelle Obama hat ohne Begründung abgesagt. Sie fehlte bereits bei der jüngsten Trauerfeier in Washington. Nach dem Protokoll hätte sie neben Donald Trump sitzen müssen, was sie wohl vermeiden wollte.