Er hat immer viel gesungen. „Wir hatten so eine Art Familienchor“, erzählt Wolfgang Petri, der mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist. „Wir haben zu vielen Gelegenheiten musiziert.“ Später folgten verschiedene Chöre – über 30 waren es bestimmt, sagt der pensionierte Pfarrer. Demnächst singt er beim Martin Luther King-Musical in Halle mit.
Das ist soweit nicht ungewöhnlich. Etwas ungewöhnlicher ist allerdings das Alter des Chorsängers: Im März wird er 92 Jahre alt. Auch wenn man nur mit ihm spricht, kann man sich gut vorstellen, dass er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme noch immer ein guter Sänger ist. Übrigens steht auch seine 90-jährige Schwester Elisabeth in Halle mit auf der Bühne.
Große Vorfreude auf den Auftritt in Halle
Beide singen in ihrem Wohnort Herford in der Marienkantorei mit. Als Chorleiter Harald Sieger anregte, in Halle mitzusingen, war Wolfgang Petri anfangs nicht so begeistert. „Ich dachte erst, das muss ich mir in meinem Alter nicht mehr antun“, räumt Petri ein. „Aber dann habe ich Spaß daran gefunden und freue mich jetzt sehr auf den Auftritt. Ich bin offen für Neues.“ Das Musical ist ein Projekt für Jung und Alt. Von Jugendlichen bis Wolfgang Petri und seine Schwester sind alle Altersgruppen vertreten.
Es reizt ihn, in so einem so großen Chor aufzutreten – über 1000 werden auf der Bühne stehen. „Für das Stadion in Halle braucht man aber auch so viele Sängerinnen und Sänger, sonst klingt das mickrig“, meint er. „Unser Kantor ist einer der beiden Hauptdirigenten in Halle“, sagt Petri mit etwas Stolz in der Stimme.
Seit 28 Jahren lebt er nun in Herford. Ihm war klar, dass er sich auch hier wieder einen Chor suchen würde. „Musik ist die Sprache der Engel. Singen macht Freude, es tröstet und schafft Gemeinschaft“, macht Wolfgang Petri deutlich. „Singen ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.“
Neben der Freude am Singen ist ihm bei dem Musical auch das Thema des Stückes sehr wichtig. „Nicht nur die Person Martin Luther King, sondern auch das, was er angestoßen hat.“ Petri kann sich noch genau erinnern, wie das damals war, als die Nachricht von der Ermordung Martin Luther Kings um die Welt ging. „Wir saßen im Hauskreis zusammen. Da rief meine Frau an und sagte, Martin Luther King sei erschossen worden. Einer aus dem Hauskreis war Redakteur, der stand sofort auf und fuhr in seine Redaktion. Wir anderen waren getroffen und konnten es nicht fasssen.“
Wolfgang Petri erzählt begeistert von den Musical-Liedern, die diese Geschichte erzählen. „Das sind mitreißende Stücke. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das im Alter noch so packt.“ Er hofft sehr, dass das Publikum die Botschaft des Musicals mitnimmt. „Das ist eine Aufforderung zum Handeln. Da ist jeder gefragt.“ Besonders gefällt ihm das Stück „Träum weiter“, das Malcolm X singt. „Es ist aufrüttelnd, wie er Martin Luther King den gewaltfreien Protest ausreden will.“
Das „Gegenstück“ dazu mag Petri auch: „Nimm meine Hand“, singt die Heilige Geistin. „Sie tröstet die Menschen, macht Mut. Das ist ein sehr schönes Lied.“ Allerdings hätte der 91-Jährige keine Heilige Geistin gebraucht. „Das ist mir ein bisschen zu viel Feminismus. Aber darüber rege ich mich nicht auf. Auf die Botschaft kommt es an.“
Eines ist dem 91-Jährigen dann aber doch noch wichtig – mit dem Musical hat das nichts zu tun: „Mit dem bekannten Schlagersänger Wolfgang Petry habe ich nichts zu tun. Weder verwandt noch verschwägert.“