Mit einer Feier auf dem Evangelischen Zentralfriedhof hat die evangelische Kirche in Regensburg das 125-jährige Bestehen ihres Friedhofs begangen. Wie ein englischer Landschaftsgarten im Jahr 1898 angelegt, gelte er als „Perle unter den bayerischen Friedhöfen“, sagte der Regensburger evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler am Mittwochabend beim Festakt.
Seit fünf Generationen bereichere der Zentralfriedhof das Leben der Stadt. Viele Glaubens-, Lebens- und Familiengeschichten seien mit ihm verbunden, sagte der Regionalbischof. „Dieser Ort ist nicht nur einer des Trostes, sondern er lebt.“ Er lebe, „weil man auf ihm zur Ruhe kommen und über sein eigenes Leben nachdenken kann, auf einer Bank oder bei einer Tasse Kaffee im inklusiven Friedhofscafé“. Letzteres wurde vor zwei Jahren in einer ehemaligen, denkmalgeschützten Bethalle errichtet und ist zugleich Ausbildungsstätte für Menschen mit Einschränkungen.
Im ersten Friedhofscafé Bayerns träfen sich Menschen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, sagte Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD). Dass es solche Begegnungen gebe, „beweist, dies ist ein lebendiger Ort“, betonte sie. Der Friedhof, eine der grünen Lungen der Stadt, sei nicht nur eine Ruhestätte für die Toten und ein Ort der Trauer. Er sei vor allem eine „Kraftoase für die Lebenden“, betonte sie. Und: „Es ist der schönste Friedhof in Regensburg.“
Aus Anlass des Jubiläums wurde ein neuer Gedenkort eingeweiht. Er soll der Trauer um Kinder, die vor, während oder nach der Geburt gestorben sind, einen Raum geben. Der Bildhauer Hubertus Hess aus Franken hat ihn gestaltet. „Die Magie und Mystik seines Werkes zeigt, dass alles mit allem zusammenhängt“, würdigte Helmut Braun, der Kunstbeauftragte der bayerischen Landeskirche, das Werk des Künstlers.
Braun betonte die Relevanz von zeitgenössischer Kunst an Orten wie diesen. Sie ermögliche es, „Dinge neu wahrzunehmen, sich zu öffnen und zu erinnern, um damit sich selbst zu erkennen“, erläuterte er. Er wünsche sich, dass der Friedhof ein Ort „heiterer Meditation, der Natur, Kunst und Architektur ist“.
Der neue Gedenkort liegt unter Bäumen im westlichen Teil des Friedhofs und ist ein bewegender Ort geworden. Er strahlt Wärme aus. Holzbänke umsäumen ihn, laden zum Sitzen ein. In der Mitte liegt ein rot schimmerndes Bodenrelief. Bei einer Friedhofsausstellung „Unendlich still“ vor zwei Jahren ließ Hess Engelsflügel auf dem Zentralfriedhof „landen“. Die Flügel von damals seien „die Gestürzten, die Ikarusse. Das sind wir, die Erwachsenen“, erläuterte der Künstler bei der Einweihung. Nun ließ er ein neues Flügelpaar aus Eisen auf die Erde gleiten. Die beiden Flügel sind kleiner, lieblicher, zarter und liegen auf einer runden Stahlplatte, die viergeteilt ist, die Andeutung eines Kreuzes.
„Die Toten sind nicht verloren, sie liegen in Gottes Hand“, sagte die stellvertretende Dekanin, Bärbel Mayer-Schärtel. Dies gelte auch für die Kinder. „Ihre Sterne leuchten lange weiter, auch wenn ihr Licht schon erloschen ist.“ Es gebe auch Menschen, die trauern müssen, „ohne einen Ort zu haben, an dem ihre Verstorbenen liegen“, sagte Regionalbischof Stiegler am Rande der Veranstaltung. Auch für sie könne der neue Gedenkort sein.