Sonntag: Psalm 119, 113-120
Montag: Jeremia 9, 1-23
Dienstag: Jeremia 12, 1-6
Mittwoch: Jeremia 13, 1-11
Donnerstag: Jeremia 14, 1-16
Freitag: Jeremia 15, 10.15-21
Samstag: Jeremia 16, 1-13
Gott klagt um sein Volk, aber er klagt es auch an. Das, was Jeremia ankündigt, ist unmissverständlich Gericht, in dem aber der Schmerz Gottes zittert. Die Anklage richtet sich dagegen, dass die Menschen anderen Göttern nachlaufen, dass sie sich vielfach abzusichern suchen, das Vertrauen aber nicht in den einen Gott Israels setzen. Das kann sich sowohl auf den ganz persönlichen Bereich beziehen als auch auf die politische Lage, indem die Könige Judas oft Sicherheit durch das Paktieren mit Nachbarvölkern zu gewinnen suchten. Nicht zufällig taucht hier öfter das Bild der Frau auf, deren Treulosigkeit ihren Mann tief verletzt und die ihm unbegreiflich erscheint nach allem, was er aus Liebe für sie getan hat.
Hinzu kommt Kritik am Gottesdienst, mit der das Jeremiabuch in einer Linie mit früheren Propheten wie zum Beispiel Amos steht: Gottesdienst feiern und gleichzeitig vor sozialer Ungerechtigkeit die Augen verschließen, das ist ein Widerspruch in sich. Es führt zu einer falschen Sicherheit, bei der die verändernde und Gerechtigkeit fordernde Kraft des Wortes verbogen wird zu einer Bestätigung dessen, dass alles so bleiben darf, wie es ist. Bei Jeremia begegnet diese Kritik nicht als kühle Abrechnung, sondern als leidenschaftliches Ringen Gottes, als Trauer und Klage, aber eben auch als unumkehrbares Urteil. Das Unheil ist nicht mehr aufzuhalten, an Umkehr ist nicht mehr zu denken (13,23).
Neben der Klage Gottes wird aber auch die Klage des Boten hörbar. In den „Konfessionen“ (Bekenntnissen), die an Psalmen erinnern, klagt Jeremia über sein Los (11,18-12,6; 15,10-21; 17,14-18; 18.18-23; 20, 7-18). Er sitzt zwischen allen Stühlen: Seine Botschaft wird abgelehnt, er selbst wird angegriffen, verspottet, gefangengesetzt. Er ist einsam, ohne Familie und Freunde, bei Festen sieht man ihn nicht (16,1-9): So bildet er bereits ab, was seinem Volk widerfahren wird.
Das, was er ankündigt, tritt aber offenbar nicht sogleich ein; so wird er von denen, die ihn hören, der Lüge bezichtigt. Zugleich regen sich Zweifel an Gott in ihm. Er fleht ihn an, seine Ankündigung doch wahr zu machen, aber er spürt auch, dass er sich der Macht und dem Ratschluss Gottes nicht widersetzen kann. Die Konfessionen gipfeln darin, dass Jeremia den Tag seiner Geburt verflucht (20, 14); zugleich flieht er immer wieder vor Gott zu Gott und sucht den Trost allein bei ihm: „Dein Wort ward meine Speise, sooft ichs empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude und Trost; denn ich bin ja nach deinem Namen genannt, Herr Zebaoth“ (15,16). Der hebräische Name Jeremia lässt sich mit „Gott richtet auf/möge aufrichten“ wiedergeben.