Es ist nicht ausgeschlossen, dass es sich bei der Speisung der Viertausend um eine Doublette zu den Fünftausend handelt. Hinter beiden Berichten stünde dann nur ein Ereignis, welches die Menschen allerdings so beeindruckt hat, dass mehrere „Überlieferungsstränge“ entstehen konnten. Bei den Zahlen ist ohnehin klar: Es ist eine „gefühlte“ Größenordnung. Unsicher ist auch die Ortsangabe Magadan. In einigen Handschriften findet sich stattdessen Magdala (heute Migdal am Nordwestufer des Genezareth). Die späteren Generationen und natürlich auch die Schreiber hatten oft keine eigenen Ortskenntnisse. Auf jeden Fall sind die Erinnerungen daran, dass Jesus satt machte, so intensiv lebendig geblieben, dass anderes darüber in den Hintergrund geraten könnte. Das ausführliche Gespräch, in dem Jesus vor dem „Sauerteig der Pharisäer“ (16, 11) warnt, nennt die Hauptsache: Jesu Anhänger sollen vor lauter „Brot-Sorgen“ nicht die viel gefährlicheren Bedrohungen durch die „Gifte“ der Scharfmacher, der Menschenverächter und Menschenausbeuter übersehen. Auch das war eine Warnung, die in allen Phasen der späteren christlichen Geschichte beachtet werden wollte und der Kirche ein „Wächteramt“ auferlegte, um Menschen zu helfen, die lebensfeindlichen Mächte von den alltäglichen Sorgen zu unterscheiden. Der Hunger des Bauches ist unter Umständen vielleicht doch nicht so qualvoll wie das Zerstören der Seele. Nicht zuletzt die Generation, die die äußeren und inneren Verwüstungen der Weltkriege mitgemacht hat, weiß diese Erfahrung zu bestätigen.
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Woche vom 6. bis 12. September Sonntag: Psalm 78, 1-31 Montag: Matthäus 15,29-39 Dienstag: Matthäus 16,1-12 Mittwoch: Matthäus 16,13-20 Donnerstag: Matthäus 16,21-28 Freitag: Matthäus 17,1-13 Samstag: Matthäus 17,14-21