DÜSSELDORF – Die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe (RWL) appelliert an die Bundesregierung, sich an der Finanzierung und am Ausbau von Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Deutschland zu beteiligen. „Der Bund muss hier ins Boot", mahnte Diakonie-RWL-Referentin Petra Köpping in Düsseldorf. Zwar bezahlten die Länder die Insolvenzberatung, und die Städte und Gemeinden kämen für die Schuldberatung auf. Doch überschuldete NRW-Städte in Haushaltssicherung hätten die Finanzierung der Beratungsstellen als sogenannte freiwillige Leistung massiv heruntergefahren. Köpping kritisierte dies als fatale Entwicklung angesichts von derzeit rund sieben Millionen überschuldeten Menschen in Deutschland. Allein die 80 Schuldnerberatungsstellen der Diakonie-RWL berieten im vergangenen Jahr 50 000 Menschen, Tendenz steigend.
Die Diakonie-Referentin verwies darauf, dass sich vor allem die gesundheitliche Situation von Überschuldeten verschlimmern kann, die privat krankenversichert oder freiwillig in die gesetzliche Krankenkasse einzahlen. Wenn sie ihre Beiträge nicht oder nicht vollständig zahlten, müssten sie in den sogenannten Notlagentarif wechseln und hätten keinen Anspruch mehr auf das volle Leistungspaket der Kassen. „Sie werden nicht mehr angemessen medizinisch versorgt, und damit steigt das Risiko einer langfristigen und chronischen Erkrankung.“
Privat Versicherte müssten ihre Schulden vollständig zurückzahlen, gesetzlich Versicherte könnten immerhin versuchen, einen Tarifwechsel oder Ratenzahlungen zu vereinbaren, erläuterte die Expertin. Von den Beitragsschulden seien nicht nur Sozialhilfebezieher betroffen, sondern auch zunehmend Rentner und Menschen mit prekären Arbeitsverhältnissen. epd
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