“Menschliche Präparate im Museum” heißt die neue Sonderausstellung im Deutschen Medizinhistorischen Museum Ingolstadt. Sie befasst sich mit einem Thema, das heute als heikel gilt.
Wie sollte man mit Präparaten menschlicher Körperteile umgehen? Dieser Frage widmet sich das Deutsche Medizinhistorische Museum Ingolstadt in seiner neuen Jahresausstellung. Die Schau “Ansichtssache. Menschliche Präparate im Museum” läuft vom 3. April bis 11. Januar 2026.
In den vergangenen Jahrhunderten seien an Universitäten und Krankenhäusern große anatomische und pathologische Lehrsammlungen entstanden, heißt es in der Ankündigung. “Der Status dieser Präparate wird vermehrt hinterfragt, seit 1997 die Ausstellung ‘Körperwelten’ erstmals in Europa gezeigt wurde.” Diese Diskussion habe durch die Debatten um menschliche Überreste aus den Unrechtskontexten des Kolonialismus und des Nationalsozialismus eine zusätzliche Dimension erhalten. Damit stelle sich für Museen die Frage, ob und wie man heute anatomische und pathologische Präparate in Ausstellungen zeigen könne, die sich an eine breitere Öffentlichkeit richteten.
Die Schau “Ansichtssache” gibt darauf keine Antwort, wie es heißt. “Sie lädt vielmehr die Besucherinnen und Besucher ein, sich ihre eigene Meinung zu bilden und ihre eigenen Antworten zu formulieren.” Museumsdirektorin Marion Ruisinger ergänzt: “Dieses Thema kann man nicht zur Diskussion stellen, ohne menschliche Präparate zu zeigen.” In der Ausstellung seien rund 100 Präparate zu sehen. Sie würden ergänzt durch Modelle, Videos, Fotoarbeiten, Kupferstiche, Gemälde und einen “Graphic Essay”.
“Die Präparate sind ursprünglich für die medizinische Forschung und Lehre angefertigt worden”, so Ruisinger. Um dies deutlich zu machen, habe ihr Haus eine der großen historischen Vitrinen ausgeliehen und bestückt, die Rudolf Virchow einst für das Pathologische Museum in Berlin habe bauen lassen. “Aber eine Lehrsammlung funktioniert nicht ohne Lehrer”, meint Ruisinger. Deshalb würden zwei Dutzend dieser Präparate im Audioguide erklärt – von Fachleuten des Klinikums Ingolstadt. Für die Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher gebe es einen eigenen Feedback-Raum.
Die Präsentation entstand in Kooperation mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen.