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Deutsches Literaturarchiv plant Neubau für 151 Millionen Euro

Unter dem Titel „Tor zur Literatur“ plant das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) einen Neubau. Voraussichtlich im April werde der europaweite Architektenwettbewerb beginnen, sagte Sandra Richter, Direktorin des DLAs am Donnerstag bei der Online-Jahrespressekonferenz des Archivs. Der Bund habe bereits 73 Millionen Euro zugesagt, die endgültige Entscheidung des Landes über weitere 73 Millionen Euro stehe noch aus, man vernehme aber vonseiten des Landes „positive Signale, was den Bau betrifft“, so Richter. Ziel sei, bei dem Bauvorhaben in dem geplanten Rahmen von 151 Millionen Euro zu bleiben.

Da sich am 3. Juni 2024 der Todestag Kafkas zum 100. Mal jährt, wird es ab 12. Mai eine Ausstellung unter dem Titel „Kafkas Echo“ geben, bei der Manuskripte, Briefe, Fotos und Erinnerungsstücke des Schriftstellers Franz Kafka aus den Beständen des DLA gezeigt werden, darunter der berühmte Roman „Der Prozess“. Die neue Dauerausstellung im Schiller- Nationalmuseum ab 10. November 2024 mit dem Titel „SchillerHochDrei“ stellt die politische Dimension im Werk Friedrichs Schillers (1759-1805) in den Mittelpunkt, sagte Vera Hildenbrand, Leiterin der Abteilung Museen. Für das Jahr 2025 und 2026 sind Ausstellungen zu Rainer Maria Rilke (2025/2026) und dem Philosophen Martin Heidegger (2026) geplant.

Laut Natalie Maag, Leiterin der Abteilung Bibliothek, konnte Ende 2023 ein Konvolut mit 117 deutschsprachigen Erstausgaben erworben werden. Ein Schwerpunkt der Erstausgaben liege auf in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten Schriftstellerinnen und Schriftstellern wie der deutsch-jüdische Schriftsteller Georg Hermann, der 1943 in Auschwitz ermordet wurde und die österreichische Schriftstellerin Else Feldmann, die 1942 im Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde. Seit Anfang 2024 ist die im DLA bewahrte Privatbibliothek von Siegfried Kracauer (1889-1966) und seiner Frau Elisabeth für die Öffentlichkeit zugänglich.

Außerdem wurde im Rahmen der Deutschen Schillergesellschaft eine neue Stiftung gegründet: Die Deutsche Literaturstiftung. Sie will ermöglichen, ein dauerhaftes Vermögen aufzubauen, das dem DLA vor allem für Erwerbungen, Forschungsprojekte und Bildungsarbeit zugutekommt, sagte Kai Uwe Peter, Präsident der Deutschen Schillergesellschaft. Den Vorstandsvorsitz der Stiftung übernimmt Lars Gehner von der Wealth Management Stuttgart der Deutschen Bank AG, stellvertretende Vorstandsvorsitzende ist Kader Konuk, Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Technischen Universität Dortmund. Beide haben den Vorsitz seit Januar 2024 inne.

Der Bund fördert die Sammlung von Werken deutscher Exilliteratur mit bis zu 1,5 Millionen Euro. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages habe diese Förderung im Programm „Das freie Wort sichern“ vorgesehen. Hinzu kämen bis zu 410.000 Euro für ein Projekt zur Science-Fiction-Literatur. Das DLA sichert Nachlässe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die unter den Nationalsozialisten ins Exil geflüchtet waren. Es biete, so das DLA, „dem Denken und Schreiben Geflüchteter Archivasyl“.

Die diesjährige Schillerrede hält der russische Autor Michail Schischkin am 10. November 2024. Seit dem Zerfall der Sowjetunion trete Schischkin immer wieder als scharfer Kritiker der russischen Regierung und Politik an die Öffentlichkeit, sagte Direktorin Sandra Richter. Mit der Schillerrede wird jährlich an den Geburtstag von Friedrich Schiller am 10. November 1759 in Marbach erinnert. Bisherige Schillerredner waren unter anderem der Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah, Daniel Kehlmann, Christian Drosten, Orhan Pamuk, Jan Assmann und Richard von Weizsäcker. (0295/08.02.2024)