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Garantiert in den Untergang

Der Nationalismus kehrt zurück. In Europa. Aber auch weltweit. Wie konnte es dazu kommen? Hat der Mensch denn aus furchtbaren Kriegen und Katastrophen gar nichts gelernt?

Kürzlich konnte man wieder gute Wünsche in den Himmel schicken. Da waren die Perseiden zu sehen, ein Meteoritenstrom, der für viele Sternschnuppen sorgt. Man muss die Sache mit dem Wünschen nicht zu ernst nehmen. Aber interessant ist die Sache schon: Was würden wir uns denn wünschen, hätten wir tatsächlich einen Wunsch frei? Wäre auch der Weltfriede dabei?

Normal ist, dass der Mensch erst mal an sich selbst denkt. Oder an seine engste Umgebung: Familie, Freundinnen, Freunde. Daran ist nichts Schlechtes. Das ist Überlebensinstinkt, der den Menschen eingepflanzt ist.
Aber der Mensch hat nicht nur seinen Instinkt. Er hat auch: Verstand, Erfahrung, Vernunft.

Verstand ist die Fähigkeit, sinnliche Wahrnehmung logisch zu ordnen. Erfahrung: die Lehren, die der Mensch aus seinem Leben zieht. Vernunft: die Fähigkeit, Instinkt, Verstand und Erfahrung in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Um Probleme auf lange Sicht zu lösen, statt sie nur auf später zu verschieben.
Und da hapert’s.

Die Erfahrung aus zwei Weltkriegen sollte ein für alle Mal in die Vernunft des Menschen festgeschrieben haben: Nationalismus führt in den Untergang. Minutiös ist das in den Geschichtsbüchern festgehalten. Jede und jeder hat das in der Schule gelernt.

Und doch kehrt der Nationalismus zurück.

In Europa müssten die Grausamkeiten der Weltkriege besonders deutlich vor Augen stehen. Stattdessen zeigt sich immer stärker die Rückkehr des „ICH und MEINE Leute – was kümmert uns der Rest der Welt?“. Polen und Österreich sind nach rechts gerückt. Ungarn verordnet Gymnasien und Kindergärten eine „patriotische Erziehung“. Und auch in den Niederlanden, Dänemark oder Deutschland sind Rechtspopulisten auf dem Vormarsch. Von den USA wollen wir gar nicht reden.
Ja, haben wir denn nichts gelernt?

Man möge das nicht falsch verstehen: Man darf das Eigene lieben. Auch die Heimat, die eigene Kultur. Aber nie, wirklich nie darf sich das gegen „das Andere“ oder „den Anderen“ richten. Das ist eine Frage von Moral und Wertvorstellungen. Aber auch von Erfahrung und Vernunft. Der Chef des Konzerns Siemens, Joe Kae­ser, hat darauf hingewiesen: In einer Welt, in der alle miteinander zusammenhängen, schadet man über kurz oder lang sich selbst, wenn man nur das „Ich“ betont. Das ist wie in einem Boot, in dem durch zig Löcher das Wasser hereinsprudelt – und einige der Bootsinsassen ziehen sich in eine trockene Ecke zurück und sagen: Der Rest interessiert mich nicht.

Die Lehre der Moderne muss heißen: Wir sind nicht nur Bürgerinnen und Bürger eines Landes. Sondern Bewohner dieser Welt. Für Christen gilt zusätzlich: Sie sind Teil von Gottes neuer Welt – da haben Nationalismus und Egoismus erst recht keinen Platz.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – mit diesem Wort Jesu ist eigentlich alles gesagt. Wenn man einen Wunsch frei hätte: Das wäre der richtige für dieses Leben.