DETMOLD – Sie lachen, kugeln sich auf dem Boden, haben Spaß – etwa 20 junge Leute aus aller Welt, aus Polen, Irak, Iran, Türkei, Afghanistan, Bangladesch oder aus Armenien. Da gibt es Pawel, Asra oder Melissa, Rokhsar oder Safiullah, und viele teilen das gleiche Schicksal. Sie sind Geflüchtete im Alter von 15 bis 20 Jahren, mit Familie oder unbegleitet in Deutschland. Alle versuchen, hier Fuß zu fassen – die Schule abzuschließen, eine Ausbildung anzufangen, sich ein Leben aufzubauen. Dabei will ihnen das sogenannte Respekttraining im Sportzentrum des Dietrich-Bonhoeffer-Berufskollegs (DBB) helfen, eine Kooperation des DBB mit der Lippischen Landeskirche, deren Diakoniereferat die Kosten des Projekts trägt.
Peter Hebeisen, Diplom-Sozialpädagoge mit Gewaltpräventionsausbildung, hat das Training entwickelt: „Respekttraining bedeutet, respektvoll mit anderen Kulturen umzugehen. Zum Beispiel gilt es in einer Kultur als höflich, sich beim Gespräch in die Augen zu schauen, in einer anderen nicht. Solche Unterschiede zu respektieren und darüber ins Gespräch zu kommen, ist wichtig.“
Es sind alles Schüler aus internationalen Klassen am DBB. Zu Beginn heute stehen alle im Kreis, ein gelber Ball macht die Runde, jeder hält ihn einmal hoch und sagt laut und deutlich seinen Namen. Später gibt es ein Ballspiel, bei dem ein „König“ in der Mitte steht, geschützt von einem „Bodyguard“. Der muss aufpassen, dass sein König nicht vom hin und her fliegenden Ball getroffen wird. Selbstbewusstsein entwickeln, nicht mobben, sondern beschützen – das sind Botschaften, die auf diese Weise spielerisch vermittelt werden.
Fünf Module sind es, die innerhalb eines halben Jahres erarbeitet werden, erklärt Peter Hebeisen. Dabei gehe es darum, sein Gewissen, den sogenannten „inneren Schiedsrichter“, kennenzulernen, diesen auch einzuschalten und damit anders und besser zu leben. Teamwork gehöre ebenso dazu, wie zu lernen, eigenverantwortlich zu handeln.
Die jungen Leute sind ganz offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache. Sie müssen als Gruppe ein Springseil überwinden, ohne es zu berühren, und sie ziehen in zwei Gruppen an einem Strang und lernen dabei, den Unterlegenen mit Respekt zu behandeln. Dabei fällt auf, dass die jungen Männer und Frauen, mit und ohne Kopftuch, sehr kameradschaftlich miteinander umgehen.
Schulsozialarbeitern Angelika Helmig ist beeindruckt von der Entwicklung, die die Jugendlichen durch das einmal monatlich stattfindende Angebot machen: „Es sind Jugendliche aus verschiedenen Nationen, die auch durchaus Probleme miteinander hatten. Und jetzt sehen Sie, wie sie hier freundschaftlich miteinander umgehen.“ „Es ist super hier und macht so viel Spaß“, bestätigt die 18-jährige Asra. „Mir gefällt besonders, dass wir als Gruppe zusammen spielen und arbeiten.“
Heute schaut auch Matthias Keiser, stellvertretender Schulleiter am DBB, beim Training vorbei: „Das Respekttraining geht bereits ins dritte Jahr und wir machen gute Erfahrungen. Dieses Projekt zusammen mit der Lippischen Landeskirche ist für uns etwas Besonderes.“ UK
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Der innere Schiedsrichter
Beim Respekttraining am Dietrich-Bonhoeffer-Berufskolleg in Detmold lernen junge Frauen und Männer aus verschiedenen Kulturen einen wertschätzenden Umgang miteinander
