Thüringens Denkmalschützer sehen erhebliche Lücken bei der Erfassung von Kulturdenkmälern aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zuletzt seien aus dieser Epoche unter anderem Gebäude mit baubezogener Kunst neu unter Schutz gestellt worden, sagte Christian Karst vom Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Insgesamt sei trotz vereinzelter Verluste der Denkmalbestand in Thüringen „ungefähr gleich geblieben“, erklärte Karst. Die vorgenommenen Löschungen von Kulturdenkmälern aus dem Denkmalbuch hielten sich derzeit die Waage mit den vollzogenen Neueintragungen.
Wenn Eintragungen ins Denkmalbuch neu vorgenommen worden seien, habe dies zuletzt oftmals bereits eingetragene Denkmäler betroffen. „Da in den 1990er Jahren die letzte flächendeckende Denkmalerfassung in Thüringen stattgefunden hat, hat das Landesamt auch in diesem Jahr wieder vermehrt Präzisierungen des Schutzumfangs beziehungsweise Denkmalwertbegründungen vorgenommen“, sagte Karst.
Als weiterhin große Herausforderung für die Denkmalpflege bezeichnete er den Umgang mit der Energiewende. Besonders beim Ausbau und der Anbringung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie in Form von Photovoltaik und Windkraft sollten auch ästhetische Aspekte sowie die traditionell gewachsenen Orts- und Straßenbilder berücksichtigt werden, forderte Karst. Ebenfalls eine Aufgabe für die kommenden Jahre sei die Digitalisierung des Denkmalbestands, der zugleich der Öffentlichkeit vermehrt zugänglich gemacht werden solle.
Der wahrscheinliche Abriss des Jagdschlosses Hohe Sonne der Herzöge von Sachsen-Eisenach auf dem Rennsteig bei Eisenach gehört aus Sicht der Denkmalschutzbehörde zu den besonders schmerzlichen Verlusten dieses Jahres in Thüringen. Auch das in großen Teilen barocke Schloss Friedrichstanneck im ostthüringischen Eisenberg und die Lauschaer Wiesleinsmühle im Kreis Sonneberg aus dem 18. Jahrhundert seien nicht mehr zu retten. Alle drei Denkmäler blickten auf jahrzehntelangen Leerstand und einen allmählichen Verfall zurück.
Thüringen verfügt derzeit über rund 30.000 Bau- und Kunstdenkmäler. Das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ist seit 2006 die zentrale Denkmalbehörde Thüringens mit Sitzen in Erfurt und Weimar.