Die Weihnachtsschützen im Berchtesgadener Land, die mit ihren Schüssen traditionell das Christkind begrüßen, sind einzigartig und seit 2018 Immaterielles Kulturerbe in Bayern. Das Weihnachtsschießen wurde 1666 erstmals urkundlich erwähnt. Zurück geht der Brauch wohl auf die zwölf Raunächte, in denen laut Volksglauben böse Geister unterwegs sind. In Berchtesgaden wollte man sie offenbar mit lautem Schießen vertreiben.
Organisiert sind die rund 3.300 Weihnachtsschützen in 17 Ortsvereinen. Die kleineren Vereine haben etwa 50 Mitglieder, die größeren, wie etwa Schönau am Königsee, sogar 400. Jeder Verein schießt von einem bestimmten Ort aus – und zwar mit Hand- und Schaftböllern, manche sogar mit Kanonen. Je nach Vereinsgröße stehen die Weihnachtsschützen nebeneinander in einer Reihe. In größeren Vereinen bilden die Schützen einen großen Ring.
Geschossen wird nach festen Regeln: Ab dem 17. Dezember schießen die Weihnachtsschützen täglich um 15 Uhr zum Kirchengeläut jeweils eine Viertelstunde. Nach welcher Choreografie geschossen wird – ob Salve, Einzel- oder Schnellfeuer -, bestimmt der Schützenmeister. An Heiligabend wird ebenfalls um 15 Uhr geschossen und nochmals eine halbe Stunde lang bis zum Beginn der Christmette. Außerdem schießen die Weihnachtsschützen zu anderen kirchlichen Festen und zu Vereinsjubiläen.
Geschossen werden darf eigentlich nur im Raum Berchtesgaden, bislang hat es nur eine Handvoll Ausnahmen gegeben. 1972 haben die Weihnachtsschützen bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in München geschossen und 2019 auf Einladung von Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) vor dem Landtag zum Tag der Bayerischen Verfassung. Auf dem Münchner Oktoberfest würden sie hingegen nie schießen. (00/3882/16.12.2024)