Die Missionsstrategien der katholischen Kirche sind historisch immer auch im Licht der außenpolitischen Konzeptionen Europas zu bewerten. Das frühe 20. Jahrhundert war noch ganz von der Frontstellung zwischen europäischem Kolonialismus und ersten Unabhängigkeitsbestrebungen geprägt. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs stand dabei der Ferne Osten, vor allem China, im Fokus.
In diesem Kontext steht das Papstschreiben “Maximum illud” von 1919. Vor 100 Jahren forderte Benedikt XV. (1914-1922) darin eine Abkehr von den Praktiken der Kolonialzeit. Missionare müssten auf kulturelle Eigenheiten der Völker eingehen und vor allem einen einheimischen Klerus ausbilden. Dies, so Benedikt XV., bedeute ein Ende des selbstgerechten europäischen Machtanspruchs und Egoismus. Sein Nachfolger Pius XI. (1922-1939) ging diesen Kurs weiter. 1926 wurden im Petersdom die ersten chinesischen Bischöfe geweiht und bald darauf die ersten aus Japan und Vietnam.