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Das Geheimnis um den roten Schirm in Carl Spitzwegs Gemälden

Einer der bekanntesten Regenschirme dürfte wohl jener sein, den sich der arme Poet in seinem Zimmer aufgespannt hat. Schirme kommen in Spitzwegs Bildern häufiger vor. Eine Schau versucht dem Phänomen nachzugehen.

Unter dem Titel “Der rote Schirm” steht vom 17. März bis 16. Juni die neue Sonderausstellung im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. In der Bilderwelt des Carl Spitzweg (1808-1885) gibt dieses Accessoire Rätsel auf. Von 1835 bis 1880 malte der vom Theater und der Symbolsprache der barocken niederländischen Kunst begeisterte Maler dieses immer wieder in seine Gemälde hinein, wie es in der Ankündigung heißt. Neben der Häufigkeit sind es demnach vor allem die Beiläufigkeit und die scheinbare Belanglosigkeit, die den Schirm in den Vordergrund treten lassen. Zu sehen sind in der Schau über 100 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken.

Das Museum begibt sich laut Mitteilung auf eine Spurensuche nach dem roten Schirm, der von der Forschung bisher unentdeckt geblieben ist. Dabei erweise sich dieser in seiner Bedeutung von eminenter Tragweite für das Verständnis der Bilder Spitzwegs.

Vermutlich war es 1835, als der rote Schirm dem Künstler bei den öffentlichen Feierlichkeiten zur Silberhochzeit von Bayerns König Maximilian I. Joseph auf der Münchner Theresienwiese ins Auge stach. Damals stellten Paare aus unterschiedlichen deutschen Regionen bäuerliche Hochzeitszeremonien nach. Der rote Schirm gehörte dabei zur Ausstattung der Hochzeitslader im schwäbischen Raum.

Spitzweg hat den Angaben zufolge den Schirm von Anfang an aus seinem Kontext isoliert und mit ihm die immerwährende Liebessehnsucht verschleiert. Wie seine anderen Liebessymbole und Liebesbriefe, wie die Motive Blumen oder Kränze, verbinde er den roten Schirm mit seinen eigenen Vorstellungen und spiele mit dessen erotischen Andeutungen. Mit Komik inszeniere der Künstler darüber hinaus auch Schirme aus der Modewelt als absurdes Macht- und Herrschaftsinstrument, entwickelten sich diese doch aus Baldachinen und Traghimmeln, die an Höfen oder im religiösem Bereich üblich waren.

Vor allem die gehobene Gesellschaftsschicht setzte im 19. Jahrhundert zu Repräsentationszwecken auf Parapluies und Parasols. So nimmt der einstige Apotheker, der sich nach dem Tod des Vaters endgültig ganz der Kunst zuwandte, laut Ankündigung mittels Schirm die bürgerliche Gesellschaft und deren Moral aufs Korn. Zugleich aber gebe er seine persönlichen Erfahrungen und seine Einstellungen zu Liebe und Ehe preis.