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Das Eigentliche nicht verpassen

Kirchenvertreter rufen zu Demut, Dankbarkeit und Frieden auf

FRANKFURT A. M. – Zum Jahreswechsel haben führende Vertreter der großen Kirchen zu Zuversicht und Engagement, aber auch zum Widerstand gegen bedrohliche gesellschaftliche Tendenzen aufgerufen. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprach sich für mehr Demut und Dankbarkeit aus. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, Religion dürfe nicht für Gewalt und Unterdrückung missbraucht werden. Papst Franziskus kritisierte an Neujahr die „zersetzenden Banalitäten des Konsums“.
Es gelte, „den Blick auf die Fülle des Lebens“ zu lenken, sagte der bayerische Landesbischof im traditionellen ZDF-Fernsehgottesdienst am Neujahrstag in der Dresdner Frauenkirche. Dies sei „vielleicht das Wichtigste im Deutschland des Jahres 2018, einem reich gesegneten Land, in dem dennoch Knappheitsgefühle und Verlustangst überhandzunehmen drohen“. Viele Menschen spürten: „Mit einem Leben, in dem der materielle und der berufliche Erfolg an der ersten Stelle stehen, verpassen wir das Eigentliche“, betonte Bedford-Strohm. Die persönliche Begegnung mit Benachteiligten rege dazu an, nachzudenken, „wofür ich dankbar bin und was ich wirklich brauche, um zufrieden zu sein“.
Kardinal Marx sagte an Silvester in München, Fundamentalismus und Fanatismus machten ihm vor allem im Islam Sorgen. Nie mehr dürfe Religion zum Instrument des Hasses pervertiert werden. Deutschland habe im Dreißigjährigen Krieg in einem schrecklichen Bürgerkrieg erleben müssen, wie Religion benutzt worden sei zum Kampf gegeneinander und zur Herrschaft über andere. Eine Aufgabe für Christen sei deshalb, Europa als „Kontinent des Friedens“ zu erhalten.
 Papst Franziskus rief die Menschen dazu auf, „unnötigen Ballast abzuwerfen und das wieder zu entdecken, was zählt“. Wenn sie den Wert des Schweigens neu entdeckten, bewahrten sie ihre Freiheit vor den „zersetzenden Banalitäten des Konsums und der Betäubung durch Werbung“, sagte Franziskus in Rom. epd