Bereits kleine Veränderungen können im Alltag einen großen Unterschied machen, sagte eine Coachin. Sie wirbt für mehr Gelassenheit, um gut durch das Jahr zu kommen.
Jeder kann mit einfachen Übungen etwas für seine mentale Gesundheit tun – davon ist Coachin Daniela Wiesler überzeugt. Gerade in herausfordernden Zeiten sei das wichtig, betonte die Resilienztrainerin und Journalistin bei einer Online-Veranstaltung der Caritas-Stiftung über Möglichkeiten, achtsamer und gelassener durch das Jahr zu kommen. “Wir müssen gar nicht viel ändern”, schon bewusste kleine Atem-Pausen könnten im Alltag den Unterschied machen.
Achtsamkeitsübungen können aus Wieslers Erfahrung dabei helfen, “das eigene Immunsystem zu boostern” und die seelische Widerstandskraft zu stärken. Über bewusste Sinneserfahrungen – hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen – und konzentriertes Atmen könne die Aufmerksamkeit bewusst in die Gegenwart gelenkt werden. Im Alltag seien Menschen rund 47 Prozent ihrer Wachzeit gedanklich nicht präsent, weil die Gedanken wanderten. “Wir sind mit dem Körper zwar da, aber der Kopf ist woanders; darüber verpassen wir den gegenwärtigen Moment.” Wer sich auf seine Sinne konzentriere, schalte damit das stressende Gedankenkarussell ab und könne die Aufmerksamkeit dorthin lenken, wo er oder sie sie haben wollten.
Dem Multitasking erteilt Wiesler deshalb eine Absage. Dieses funktioniere nur bei komplett automatisierten Tätigkeiten wie das Musikhören beim Autofahren. Ansonsten führten mehrere parallel durchgeführte Tätigkeiten zu einer schlechteren Aufmerksamkeit, mehr Fehlern und einem erhöhten Stressempfinden. So benötige man beim Multitasking bis zu 40 Prozent mehr Zeit als beim Fokussieren auf eine Aufgabe.
Viele Menschen seien derzeit “erschöpft, wütend und angespannt – quer durch die Gesellschaft”, beobachtet Wiesler. Die Covid-Krise, Veränderungen in der Arbeitswelt, die Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, die Finanz- und Klimakrise, Naturkatastrophen und Konflikte trügen zur Verunsicherung bei. Menschen reagierten darauf mit Aggression oder Depression. Zu wissen, dass es anderen ähnlich gehe, könne dabei helfen, gelassener mit der Situation umzugehen: “Wir sitzen alle im gleichen Boot.” Ein weiterer Tipp zur Selbstfürsorge: sich vom Perfektionismus zu verabschieden – “wir werden eh niemals fertig”.