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Charly Hübner lüftet in ZDF-„Mittagsstunde“ Familiengeheimnisse

„Mittagsstunde“ führt die Zuschauer nach Nordfriesland. Dort, wo die Dörfer schon lange fast ausgestorben sind. Ein Film über komplizierte familiäre Verstrickungen nach einem Roman von Dörte Hansen­.

Ella (Hildegard Schmahl) und Ingwer (Charly Hübner) sitzen zusammen auf einer Bank und unterhalten sich
Ella (Hildegard Schmahl) und Ingwer (Charly Hübner) sitzen zusammen auf einer Bank und unterhalten sichZDF / Christine Schröder

Wohin soll es gehen? Was will er von seinem Leben? Das fragt sich Ingwer Feddersen (Charly Hübner) schon eine ganze Weile. Als seine „Ollen“ nicht mehr allein zurechtkommen, legt er ein Sabbatical ein, verlässt die Kieler Uni und geht zurück in sein Heimatdorf Brinkebüll in Nordfriesland.

Der Ort seiner Kindheit ist längst nicht mehr das, was er mal war. Statt Klönschnack beim Bäcker oder auf der Straße, statt Ruhe und Gemütlichkeit, gibt es hier nun Neubaugebiete, anonyme Discounter und donnernden Lastwagen-Verkehr. Und auch in seiner Familie ist nichts mehr, wie es einmal war.

Als Fernsehfilm der Woche zeigt das ZDF „Mittagsstunde“ nach einem Roman von Dörte Hansen. Das Thema des Films ist der Niedergang des Dorfes und die Frage, wann er eigentlich begann. In Rückblenden ins Jahr 1965 und 1976 erfahren die Zuschauer, wie auf dem Dorf die „Moderne“ einzog. Fortschritt oder Untergang? Diese Frage stellt kaum einer, als Stück für Stück nicht nur der Knicks und Bäume verschwinden, sondern auch die Kultur des Dorflebens.

Komplizierte Familiengeschichte entblättert sich Stück für Stück

Und auch die komplizierte Familiengeschichte der Feddersens entblättert sich Stück für Stück – für den Zuschauer, aber auch für Ingwer Feddersen selbst, der erkennen muss, dass er längst nicht um alle Familiengeheimnisse weiß. „Das ist aber auch ein Kuddelmuddel mit uns“, kommentiert er die neuesten Erkenntnisse.

Der „Alte“, Sönke Feddersen (Peter Franke), hält stur an seinem Tresen im „Dorfkrug“ die Stellung. Alles woran er denken kann, ist seine Gnadenhochzeit, die er unbedingt noch feiern will. Währenddessen verliert seine Frau Ella (Hildegard Schmahl) immer mehr ihren Sinn für die Realität, Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen. Beide aber lassen Ingwer spüren, dass er viel zu lange weg gewesen ist und sie seine Lebensentscheidungen nicht gutheißen.

Norddeutsch gelassen, unaufgeregt. So ist nicht nur der etwas langsam erscheinende Ingwer Feddersen, sondern so entwickelt sich auch der Film. Es dauert, bis sich die Protagonisten und die Geschichte entfalten. Der über weite Strecken passive und beobachtende „Held“ Ingwer Feddersen wird glanzvoll von Charly Hübner in Szene gesetzt. Über weite Strecken spricht er kaum, sondern erzeugt lediglich mit Blicken und Haltungen die Spannung. Je mehr er sich entwickelt, desto packender wird der Film. Und während er die Vergangenheit Revue passieren lässt und sich um seine „Ollen“ kümmert, gewinnt er auch langsam Klarheit über seine Gegenwart.

Mittagsstunde am 26. August um 20.15 Uhr im ZDF. Online ab 24. August um 20.15 Uhr.