Eine Pionierin wird 85 Jahr alt: Rita Waschbüsch prägte unter anderem als ZdK-Präsidentin Politik und Kirche über Jahrzehnte. Warum die Saarländerin gerade bei Donum Vitae Spuren hinterließ.
Kirchliche Laienvertreter haben der langjährigen Politikerin und Frauenrechtlerin Rita Waschbüsch zum 85. Geburtstag am Donnerstag gratuliert. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), würdigte die erste Frau an der ZdK-Spitze für ihren “tiefen Glauben” und ihren “unermüdlichen Einsatz für soziale Gerechtigkeit und den Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft”.
Rita Waschbüsch war von 1988 bis 1997 als erste Frau Präsidentin des ZdK. Für die CDU gehörte Waschbüsch von 1970 bis 1994 dem Landtag des Saarlands an, dessen Vizepräsidentin sie ab 1978 war. Von 1974 bis 1977 war sie Sozialministerin in der Landesregierung. “Mehr als fünf Jahrzehnte haben Sie in der politischen und kirchlichen Öffentlichkeit gestanden. Festzustellen ist, dass Sie Ihren jeweiligen Aufgaben als Sozialpolitikerin, als Präsidentin des ZdK und als Vorsitzende von Donum Vitae ein unverwechselbares und prägendes Gesicht gegeben haben”, erklärte Stetter-Karp.
Ein besonderer Dank gelte Waschbüsch für ihr “engagiertes Wirken bei Donum Vitae”, so Stetter-Karp. Als die katholische Kirche in Deutschland sich Ende der 1990er Jahre auf Geheiß Roms aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung zurückzog, habe Rita Waschbüsch Verantwortung übernommen und “einen maßgeblichen Beitrag zur Begleitung von Frauen in Schwangerschaftskonfliktsituationen und zum Schutz des ungeborenen Lebens” geleistet, sagte die ZdK-Präsidentin.
1999 war Waschbüsch Gründungsmitglied, bis 2019 Bundesvorsitzende und seitdem Ehrenvorsitzende von Donum Vitae, einer Organisation von Mitgliedern vornehmlich der katholischen Kirche, die in der Schwangerschaftskonfliktberatung tätig ist. Donum Vitae, auf Deutsch “Geschenk des Lebens”, bietet Frauen und Paaren in Schwangerschaftskonflikten seit inzwischen mehr als 25 Jahren bundesweit Beratung und Hilfe an – und stellt dabei auch den Beratungsschein aus, der nach deutschem Recht für eine Abtreibung notwendig ist. Der Verein baute ein bundesweites Netz von rund 200 Beratungsstellen auf. Dazu kamen Online-Beratungen.
Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums bilanzierte Donum Vitae im September, derzeit würden jährlich rund 50.000 Frauen beraten, 2022 waren es 89.000 Beratungen – davon 20 Prozent Hilfen im Schwangerschaftskonflikt. “Wir wissen, dass viele Kinder heute leben, weil ihre Mütter Rat und Hilfe bei Donum Vitae bekommen haben”, sagte Waschbüsch dazu. Inzwischen hat der Verein sein Angebot erweitert: Mitarbeitende beraten geflüchtete Frauen, helfen bei Trauer und Verlust und unterstützen werdende Väter.
Christian Weisner, Sprecher der Reformgruppe “Wir sind Kirche”, würdigte Waschbüsch am Donnerstag in einer Mitteilung als “erste Frau an der Spitze des Zentralkomitees”, die das katholische Leben in Deutschland in entscheidenden Jahren mitgeprägt habe. Immer wieder habe “Wir sind Kirche” mit Waschbüsch Kontakt gehabt, etwa im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die vom Vatikan untersagte Schwangerschaftskonfliktberatung.