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Cavazzen ist saniert – Barock-Schmuckstück am Bodensee eröffnet neu

Der Cavazzen in der bayerischen Bodensee-Stadt Lindau ist ein barockes Bürgerpalais von überregionaler Bekanntheit. Sechs Jahre war das Haus geschlossen. Nun eröffnet es wieder – und ist auf einmal mehr als ein Museum.

“Schönstes Barock-Bürgerpalais am Bodensee” – so wird der Cavazzen im südbayerischen Lindau immer wieder genannt. Nach sechs Jahren Grundsanierung steht die Neueröffnung des Museums für regionale Geschichte an. Sie ist für 16. Mai geplant, wie die Stadt am Mittwoch mitteilte. Die Sanierung hatte demnach diverse Gründe: feuchter Keller, maroder Dachstuhl, gesenktes Fundament. Im Zuge der Arbeiten seien zudem vergessene und übertünchte Deckenmalereien wiederentdeckt und Vergoldungen freigelegt worden. Nun “steht der Cavazzen schöner da denn je”, heißt es. Neben dem Museum soll es künftig auch ein Café sowie Raum für Konzerte und Feste geben.

Das Museum selbst hat den Angaben zufolge ein modernes Konzept erhalten: “Interaktive Stationen ermöglichen ganz unterschiedliche Zugänge, bieten eine spannende und abwechslungsreiche Zeitreise durch die Jahrhunderte.” Das Haus solle zeigen, “dass die kleine Stadt seit jeher mehr war als eine beschauliche Insel im Schwäbischen Meer”. Bereits im 15. Jahrhundert sei der “Lindauer Bote” zwischen Lindau und Mailand unterwegs gewesen, auch Johann Wolfgang von Goethe habe diesen Transportdienst auf dem Rückweg seiner Italienreise genutzt.

Lindauer Patrizierfamilien seien in ganz Europa vernetzt gewesen, heißt es weiter. Mitglieder des bayerischen Königshauses hätten in der Bodensee-Stadt ihre Sommerfrische verbracht und seit 1951 kämen dort jährlich Nobelpreisträger zusammen. “In Lindau traf und trifft sich die Welt.”

Das “Haus zum Cavazzen” steht am Lindauer Marktplatz. Mit seinem Walmdach und der Fassadenmalerei gehört der Bau zu den markantesten Bauwerken der Inselstadt. Das Denkmal wurde nach den Plänen und dem Modell des Schweizer Architekten Jakob Grubenmann von 1728 bis 1729 nach einem Stadtbrand erbaut. Der Name Cavazzen kommt vermutlich vom Geschlecht “de Kawatz”, das auf diesem Grundstück im 16. Jahrhundert ansässig und einst aus der Lombardei zugezogen war.

Rund 200 Jahre lang war der Cavazzen dann das Zuhause der Patrizier- und Adelsfamilie Seutter von Loetzen. Vor etwa einem Jahrhundert kam das Palais über eine Stiftung in die Hände der Stadt und wird seitdem als Museum genutzt. In den vergangenen Jahren gab es darin auch überregional beachtete Kunstausstellungen zur klassischen Moderne. Diese sollen 2026 fortgesetzt werden.