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Cäcilienkapelle in Münchner Residenz erwacht zu neuem Leben

Zweimal wurde die Cäcilienkapelle in der Münchner Residenz zerstört. Nun kann das kleine Gotteshaus erneut im Rahmen eines Museums besichtigt werden. Vermittelt wird damit, was kurfürstliche Frömmigkeit einst ausmachte.

In der Münchner Residenz öffnet sich die Tür zu einem lange verlorenen Raumkunstwerk: Besucherinnen und Besucher können ab sofort in der Ostasiensammlung eine museale Nachschöpfung der Cäcilienkapelle aus dem 18. Jahrhundert besichtigen, wie die Bayerische Schlösserverwaltung am Mittwoch mitteilte. Dieser einst viel gerühmte, aber 1944 zerstörte Sakralraum sei innerhalb der weitläufigen Wittelsbacher Residenz baulich eng mit der kurfürstlichen Sammlung ostasiatischen Porzellans und geschichtlich mit dem religiösen Alltag der bayerischen Herrscher verbunden.

Kurfürst Max Emanuel ließ Ende des 17. Jahrhunderts die kleine Kapelle in unmittelbarer Nachbarschaft seines “Holländischen Kabinetts” einrichten. Aufgrund seiner Leidenschaft für Kunst wurde sie nach der Schutzpatronin der Musik, Sankt Cäcilia, benannt. Der Heiligen zu Ehren schuf Hofarchitekt Enrico Zuccalli um 1693 hier ein sehr frühes Beispiel der im 18. Jahrhundert dann in ganz Süddeutschland hochgeschätzten Kuppelkirchen über ovalem Grundriss.

Die erste Raumausstattung ab 1704 ging mit Max Emanuels Wohnräumen bei einem verheerenden Residenzbrand 1729 in großen Teilen zugrunde. Erst unter seinem Enkel, Kurfürst Max III. Joseph, erfolgte um 1756 eine Neueinrichtung im Rokokostil. Auch diese vom kurfürstlichen Schlafzimmer aus zugängliche Privatkapelle wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1966 nur als neutrale Raumschale wiederhergestellt. In den vergangenen Wochen sei diese nun erstmals wieder neu gestaltet worden, so die Schlösserverwaltung.

Den Angaben zufolge ist die ehemalige Ausstattung des Gotteshauses auf historischen Fotografien dokumentiert. Demnach zeigte ein Figurenrelief über dem Hauptaltar die Aufnahme Marias in den Himmel, die effektvoll durch ein verborgenes Fenster beleuchtet wurde. Auf der Nordseite befand sich ein der heiligen Cäcilia gewidmeter Nebenaltar. Max III. Joseph nutzte die Kapelle als kurfürstliches Privatoratorium. Bei regelmäßigen Andachten umgab er sich mit Gegenständen, die ihm für seine persönliche Frömmigkeit wichtig waren. Daneben mahnten Totenbildnisse seiner prunkvoll aufgebahrten Vorfahren an die Vergänglichkeit allen irdischen Glanzes.

Auch eine kleinformatige Kopie der wundertätigen Muttergottes vom Münchner Herzogspital fand ihren Platz in der Kapelle. Das originale Gnadenbild wurde regelmäßig vom tiefgläubigen Max III. Joseph aufgesucht und im Dezember 1777 an sein Sterbebett gebracht. Mit der gleichfalls vor Kurzem wieder hergestellten Gebetsnische Max’ III. Josephs im kurfürstlichen Schlafzimmer dokumentiert die Cäcilienkapelle laut Mitteilung anschaulich ein Stück herrschaftlicher Frömmigkeitsgeschichte.