„Ich saß bei der Arbeit und war zu nichts mehr in der Lage.“ So beschreibt es eine Betroffene im Interview mit dem Magazin einer Krankenkasse. Die Diagnose: Burnout. Diese klassische Erschöpfungsdepression ist hier aber nur die Spitze des Eisbergs. Ein toxisches Arbeitsumfeld, aufgrund mangelnder Kommunikation mit den Vorgesetzen, fehlerhaften Strukturen gepaart mit Personalmangel, die den Angestellten die Arbeitslast kaum noch bewältigen lassen oder Mobbing durch Kollegen oder Chefs – das alles kann zu Krankheit führen: wiederkehrende Infekte, Magen-Darm, die Liste lässt sich ewig weiterführen.
Aktionswoche macht auf seelische Gesundheit am Arbeitsplatz aufmerksam
Nie gab es mehr Krankschreibungen als aktuell, darunter fallen auch diejenigen, die ein seelisches Leiden zur Ursache haben. Im Jahr 2022 waren Arbeitnehmer in Deutschland an 132 Millionen Tagen aufgrund psychischer Belastungen arbeitsunfähig. Daran soll die Aktionswoche „Woche für die seelische Gesundheit“ erinnern, die in diesem Jahr vom 10. bis zum 20. Oktober unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ stattfindet. Nun stellt sich natürlich immer die Frage, ob jedes Burnout seine Ursache einzig im Arbeitsumfeld hat oder ob es nicht vielmehr die Kombination aus Vielem oder einzelnen Komponenten ist: der eigene Perfektionismus, Schicksalsschläge und eben arbeitsbedingter Stress.
Kirche darf die eigenen Leute nicht vernachlässigen
Fakt ist aber, dass besonders Kirche und kirchliche Arbeitgeberinnen, wie zum Beispiel diakonische Werke, sich die seelische Gesundheit ihrer Beschäftigten auf die Fahnen schreiben sollten. Eine Organisation wie die evangelische Kirche, zu deren naturgemäßem Auftrag es gehört, sich um das Seelenheil der Menschen zu kümmern, sollte mit Blick auf die Verantwortung, die damit einhergeht, nicht die eigenen Leute vernachlässigen.
In diesem Zusammenhang drängt sich noch ein weiterer Gedanke auf: Welche Rolle spielt eigentlich der Glaube in Bezug auf die Arbeit? Die Tätigkeit als Akt des Glaubens; Fleiß, Disziplin und Genügsamkeit als gottgewollte Tugenden. Diese Ethik ist tief verwurzelt in unserer evangelischen DNA. Das sollte Menschen in Leitungsfunktion immer bewusst sein.