Kurz vor dem 35. Jahrestag der Deutschen Einheit hat der Bundespräsident engagierte Menschen im Schloss Bellevue geehrt – darunter auch einige Prominente. Steinmeier mahnte dabei zum Zusammenhalt.
Zum Tag der Deutschen Einheit hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz unter anderen an den Fußball-Weltmeister von 2014, Philipp Lahm (41), sowie die Schauspielerin und Sängerin Anna Loos (54) verliehen. Beide gehörten zu den 16 Frauen und 9 Männern, die am Mittwoch im Schloss Bellevue in Berlin für herausragende Beiträge für das Gemeinwohl geehrt wurden. Steinmeier mahnte bei der festlichen Verleihung zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Lahm sei eine der prägenden Persönlichkeiten des deutschen Fußballs und engagiere sich auch außerhalb des Spielfelds, erklärte “Tagesschau”-Sprecherin Susanne Daubner bei der Veranstaltung. Eine von ihm gegründete Stiftung fördere etwa benachteiligte Kinder und Jugendliche in Deutschland und Südafrika. Loos, die mit 17 Jahren aus der DDR floh, bringe sich als Künstlerin auch gesellschaftspolitisch ein, so Daubner. So unterstütze sie die Organisation One zur Bekämpfung von Armut und sei Schirmherrin eines Hospizes.
Unter den neuen Trägern des Bundesverdienstordens finden sich unter anderen die Schriftstellerinnen Julia Schoch und Emine Sevgi Özdamar, die Mitgründerin der Organisation HateAid, Anna-Lena von Hodenberg, der Soziologe Wilhelm Heitmeyer sowie das deutsch-israelische Musikerpaar Tamar Halperin und Andreas Scholl. Zudem wurden mehrere Menschen ausgezeichnet, die sich in der DDR für Freiheit und Demokratie eingesetzt hatten – und dies in der Bundesrepublik weiterhin tun.
Steinmeier rief in einer Ansprache dazu auf, das Gemeinsame in einer vielfältigen Gesellschaft zu stärken: “Wir leben heute in einer Gesellschaft, die anders ist als die noch zu Beginn der 1990er Jahre.” In der vielfältigen Gesellschaft lebten Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Geschichten, Lebensentwürfen, Überzeugungen und unterschiedlichem Glauben, so der Bundespräsident. “Mein Rat ist: Reden wir ruhig darüber, was uns unterscheidet. Aber noch wichtiger: Stärken wir vor allem, was uns verbindet.”
Man könne auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 nicht dankbar genug dafür sein, dass die DDR-Bürgerinnen und -Bürger Demokratie und Freiheit für alle Deutschen erkämpft hätten, sagte Steinmeier.
Viele Menschen drückten heute Sorgen, die man ernst nehmen müsse. Allerdings sei auch viel gelungen: “Das vereinigte Deutschland ist nach wie vor ein starkes Land in der Mitte Europas und ein wirklich geachteter Partner in der Welt.” Gerade die Menschen im Osten Deutschlands hätten jedoch unter den Härten des Umbruchs gelitten. Diese Erfahrungen und Prägungen wirkten bis heute nach. Er sehe mit Sorge, dass die politische Mitte nicht nur, aber auch und mehr noch im Osten immer weniger Rückhalt habe.
Auch in Deutschland feierten politische Kräfte Wahlerfolge, die die Demokratie gering schätzten. Sie verbreiteten Menschenfeindlichkeit und vergifteten mit Hass und Hetze die für die Demokratie so überlebenswichtige Debatte. “Lassen wir nicht zu, dass unsere Demokratie noch weiteren Schaden nimmt, halten wir dagegen!”, so Steinmeier.