Dominic Fritz, Bürgermeister im rumänischen Temeswar, der Kulturhauptstadt Europas 2023, fordert ein neues Verhältnis zwischen Ost- und Westeuropa. Man müsse sich von dem “Grundreflex” lösen, dass es sich bei Ländern Osteuropas und des Balkans um Bremser statt Beschleuniger des europäischen Projekts handele, sagte der deutsche Politiker am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
“Korruption, Straßenhunde, Kinderheime, Ceausescu und mit ein bisschen Glück noch Dracula”, das seien die häufigsten Assoziationen der Westeuropäer mit Rumänien, klagte Fritz. Dabei könnten diese auch “Europäische Kulturhauptstadt, Multikulturalität, Freiheitskampf, wirtschaftliche Dynamik und junge europäische Bevölkerung” lauten. Kulturstädte wie Temeswar könnten diese Stereotype bekämpfen: Sie dienten als “Anker in einer schwer greifbaren Europäischen Union”.
Auch aus geopolitischer Sicht müsse Zentraleuropa “kraftvoll und mutig” agieren, um osteuropäische Länder auf seine Seite zu ziehen, betonte Fritz: “Es ist nicht so, dass wir ihnen einen Gefallen tun. Wir brauchen einen starken europäischen Block, um uns im Wettstreit mit Russland, China und zum Teil auch Amerika durchsetzen zu können.”
Emotional seien die Ost-Staaten seiner Meinung nach schon Teil Europas. Trotzdem gebe man ihnen das Gefühl, “im Vorraum der Macht” warten zu müssen. Mit Blick auf Russland und China, die auf dem Balkan ihren Einfluss ausbauen, fordert Fritz die EU zu klaren Zeichen auf. Es gelte zu zeigen, dass der europäische Integrationsprozess nicht mehr umkehrbar sei.