Jürgen Israel zum neuen Wochenlied
„Brich dem Hungrigen dein Brot. Die im Elend wandern, führe in dein Haus hinein, trag die Last der andern.“ Aufforderungen dieser Art haben wir schon oft gehört. Trotzdem müssen wir sie immer wieder gesagt bekommen, denn unser alltägliches Verhalten wird diesen Forderungen nur selten gerecht. Die zweite Strophe verleiht dem Ganzen Nachdruck: „Du hast’s auch empfangen.“ In anderem Zusammenhang sagt Christus: „Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.“ Wir sollen mit dem, was wir bekommen haben, mit der Nahrung und mit dem Dach über dem Kopf, mit den geistigen und den körperlichen Kräften nicht geizen, sondern anderen damit zu Hilfe kommen. Wir haben sie nicht allein für uns bekommen, sondern auch für andere, damit wir unser Zusammenleben freundlicher, menschlicher gestalten.Wir haben geschenkt bekommen, wovon wir anderen weitergeben können und sollen. Dass es nicht selbstverständlich ist, dies alles geschenkt zu bekommen, drückt die letzte, an Christus gerichtete Strophe aus: „Brich uns Hungrigen dein Brot.“ Wir alle sind hungrig. Auch wer nicht nach Brot und einer Unterkunft hungert, der hungert nach einem gelingenden Leben, nach Liebe, nach Frieden. Das kann nur Christus schenken. Das untersteht seiner Verfügungsgewalt, nicht unserer. Es ist sein Brot, um das wir bitten. Und wir bitten für alle, für „Sünder“ und „Fromme“. Zu welcher der beiden Gruppen wir gehören, wird der Gastgeber entscheiden. Wir können nur bitten, „dass an deinen Tisch wir einst alle kommen“.