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Bremen startet Modellprojekt zur Gewinnung von Pflegepersonal

Verlässliche Arbeitszeiten, weniger Stress und mehr Wertschätzung durch Vorgesetzte – das wünschen sich viele Pflegekräfte. An einem Bremer Krankenhaus soll all das umgesetzt werden, um dem Personalmangel entgegenzuwirken.

Um mehr Personal für die Pflege zu gewinnen, ist in Bremen ein nach offiziellen Angaben bundesweit einzigartiges Modellprojekt gestartet. Auf zwei Geburtshilfe-Stationen des Krankenhauses St. Joseph-Stift würden in den nächsten vier Jahren gezielt bessere Arbeitsbedingungen geschaffen, teilte der Senat der Hansestadt am Donnerstag mit. So sollten Pflegekräfte und Hebammen motiviert werden, ihre bisherigen Arbeitszeiten aufzustocken oder, wenn sie aus dem Beruf ausgestiegen sind, wieder zurückzukehren. Eine bundesweite Studie hatte vor drei Jahren ergeben, dass allein in Bremen bis zu 1.500 Pflegefachkräfte zusätzlich zur Verfügung stehen könnten – wenn sich die Arbeitsbedingungen verbessern.

Geplant sind unter anderem eine Lageanalyse, eine Mitarbeiterbefragung und eine detaillierte Erhebung von Personalkennzahlen, wie es hieß. Diese bildeten die Grundlage für Entwicklung und Umsetzung erster Maßnahmen. Neben der Anpassung von Dienstvereinbarungen zur Personalbemessung und zum Ausfallmanagement soll auch eine “Zukunftswerkstatt Geburtshilfe” geschaffen werden. Spezielle Schulungen für Führungskräfte, regelmäßige Supervisionen und kollegiale Beratung sollten eine positive Teamkultur fördern. Zudem werde ein eigenes Programm zur Einstellung und Integration neuer Mitarbeiter eingeführt.

“Die Arbeitsbedingungen in der Pflege müssen sich nachhaltig bessern”, erklärte die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). “Nur so können wir Pflegekräfte halten oder zurückgewinnen.” Die Beschäftigten wünschten sich verlässliche Arbeitszeiten, mehr Wertschätzung und mehr Zeit, um sich angemessen um ihre Patientinnen und Patienten kümmern zu können. Genau darum gehe es bei dem Modellprojekt.

Das Projekt wurde dem Senat zufolge gemeinsam von der Gesundheitsbehörde, der Sozialbehörde und der Arbeitnehmerkammer Bremen auf den Weg gebracht. Aus Landesmitteln und Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus werden bis zu 1,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Arbeitnehmerkammer finanziert die wissenschaftliche Begleitung und bewertet jährlich die Fortschritte.