Er war 1992 der erste demokratisch gewählte Präsident Brasiliens, der vom Kongress abgesetzt wurde. Nun muss Fernando Collor de Mello wahrscheinlich sogar in den Knast.
Brasiliens Ex-Präsident Fernando Collor de Mello (1990-1992) ist am Freitag im nordostbrasilianischen Maceio verhaftet worden. Das Oberste Gericht hatte am Vorabend seinen Haftantritt angeordnet, nachdem Collors Einsprüche gegen seine Verurteilung abgelehnt worden waren. Collor war 2023 wegen Korruption und Geldwäsche zu acht Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Er ist der dritte Präsident Brasiliens seit der Rückkehr zur Demokratie 1985, der verhaftet wurde.
Der frühere Präsident war 2015 ins Fadenkreuz der Anti-Korruptionsermittlungen “Lava Jato” (Operation Waschstraße) geraten, die die Verbindung zwischen Staatsunternehmen, Firmen aus dem Bausektor und Politikern untersuchte. Collor soll umgerechnet rund drei Millionen Euro für die Vermittlung von Aufträgen zwischen einem Bauunternehmen und dem halbstaatlichen Energieriesen Petrobras erhalten haben.
Auch Brasiliens aktueller Präsident Luiz Inacio Lula da Silva sowie Interimspräsident Michel Temer (2016-2018) waren in den Skandal verwickelt. Während Temer damals nur kurzzeitig verhaftet wurde, wurde Lula wegen Korruption und Geldwäsche verurteilt und musste im April 2018 für rund eineinhalb Jahre ins Gefängnis.
Der 75-Jährige Collor stammt aus einer einflussreichen Familie im Teilstaat Alagoas, wo er Gouverneur und Bürgermeister der Hauptstadt Maceio war. Er gewann 1989 die erste freie Präsidentenwahl nach Ende der Militärdiktatur (1964-1985) gegen den damaligen Gewerkschaftsführer Lula. Collor versprach damals, mit der Korruption durch Staatsbeamte aufzuräumen. Seine kurze Präsidentschaft war jedoch durch Korruptionsskandale und unpopuläre Wirtschaftsreformen geprägt.
So unterzog er Brasilien einem neoliberalen Schock und leitete die Privatisierung wichtiger Staatsbetriebe ein. Drei Wirtschaftspläne, die die ausufernde Inflation eindämmen sollten, scheiterten. Das Einfrieren von privaten Bankguthaben brachte 1990 die Bevölkerung gegen ihn auf. Nachdem Medien 1991 Korruptionsvorwürfe aufbrachten, setzte der Kongress ihn im September 1992 ab.