Der US-amerikanische Kult-Autor T.C. Boyle zeichnet in seinem aktuellen Roman „Blue Skies“ ein Zukunftsszenario einer Welt, die vom Klimawandel bedroht ist. Am 2. Dezember wird er 75 Jahre alt, wenn in Dubai die 28. UN-Klimakonferenz tagt. Ein Gespräch über die Zukunft.
epd: In diesem Jahr haben wir gleichzeitig Waldbrände, schwere Überschwemmungen und verheerende Wirbelstürme fast überall auf der Welt erlebt. Leben wir nicht längst in der Welt, die Sie in „Blue Skies“ beschreiben?
T.C. Boyle: Ja, das erleben wir. Deshalb habe ich „Blue Skies“ als Nachfolge zu meinem Roman „Ein Freund der Erde“ aus dem Jahr 2000 geschrieben, der in das Jahr 2026 vorausblickt und Überschwemmungen, Brände und sogar eine Pandemie prognostiziert. Jetzt, da wir dort angekommen sind, wollte ich erkunden, wie einfache Menschen mit dem leben, was die Klimawissenschaftler „das neue Normal“ nennen. Passen wir uns an oder lassen wir die Köpfe hängen und leiden, während wir unsere Benzin fressenden Autos fahren, in die Stratosphäre fliegen und vom Aufbau einer zweiten Biosphäre auf dem Mars träumen? Darüber habe ich übrigens meinen 2016 erschienenen Roman „Die Terranauten“ geschrieben.
epd: Warum schreiben Sie immer wieder über Umweltkatastrophen?
Boyle: Weil sie die existenzielle Bedrohung nicht nur für unsere Spezies, sondern auch für alle anderen Arten sind. Wir glauben, dass wir unser Leben unter Kontrolle haben, aber wir irren uns leider sehr. Ich lebe an der kalifornischen Küste, wo jeden Moment, ob im Winter oder im Sommer, ein Waldbrand ausbrechen und alles, was ich liebe, in Schutt und Asche legen kann. Und wenn nicht ein Feuer, dann ein Schuttstrom. Über eine solche Katastrophe hier vor fünf Jahren habe ich in meinem Essay „An Absence in Montecito“ für das Magazin „The New Yorker“ geschrieben.
epd: Wie optimistisch sind Sie, dass die Weltgemeinschaft noch gemeinsam Lösungen findet, um die Klimakatastrophe abzuwenden?
Boyle: Wir haben Fortschritte gemacht, aber natürlich ist das alles zu wenig und zu spät. Das Erstarken des Faschismus in Europa und Amerika zeigt, was die Zukunft bringen wird: Gangs, die die Kontrolle über Regierungen übernehmen und die schwindenden Ressourcen für sich selbst horten. Wir werden keine Rechte haben, keinen Platz zum Leben, keine Nahrung.
epd: Sie waren in den vergangenen Jahren unglaublich produktiv. Gibt es ein Projekt oder ein Thema, über das Sie unbedingt mal schreiben wollen?
Boyle: Ich würde gerne eine Biografie über Gott schreiben, aber er verweigert mir ein Interview. Ich hätte ein paar Fragen an ihn.
epd: Wie erklären Sie sich, dass Sie in Deutschland eine so große Fangemeinde haben?