Die Bundeskunsthalle lädt ihr Publikum am Mittwoch wieder zur spielerischen Auseinandersetzung mit Kunst ein. „Wir wollen zeigen, dass man mit Kunst interagieren kann“, erklärte die Intendantin der Bundeskunsthalle, Eva Kraus, am Montag bei der Vorstellung der Schau „Interactions 2024“. Auf dem Dachgarten, dem Vorplatz und im Foyer werden bis zum 27. Oktober Arbeiten gezeigt, die benutzt werden dürfen. Wie auf einem Spielplatz gebe es unter anderem Möglichkeiten zum Klettern, Springen, Rutschen, Wippen und Werfen, teilte die Bundeskunsthalle mit. Neben einigen altbekannten, werden eine Reihe neue Arbeiten gezeigt.
Eigens für die Ausstellung angefertigt wurde die Arbeit des niederländischen Künstlers Gabriel Lester auf dem Dach der Bundeskunsthalle. Die großflächige Installation besteht aus einem Gang von Schwingtüren, auf die jeweils ein Punkt aufgemalt ist. Der Effekt beim Durchschreiten erinnert an ein Daumenkino. Die in Berlin lebende Künstlerin Esra Gülmen stellte rote Wippen auf, die an ihren beiden Enden mit konträren Aussagen beschriftet sind wie etwa „Hate – Love“ (Hass – Liebe). Sie sollen dazu anregen, spielerisch eine Balance zu finden.
Die Kunstwerke sollen Kraus zufolge nicht zur zum Spiel, sondern auch zur Reflexion anregen. So etwa die Jahrmarkt-Wurfbude der britischen Foto-Künstlerin Clare Strand, mit der sie die Wertigkeit von Kunst hinterfragt. Besucherinnen und Besucher können an Sonntagnachmittagen für fünf oder acht Euro Ringe werfen. Bei einem Treffer lockt als Preis der Gewinn einer signierten Fotografie der Künstlerin.
Klettern dürfen die Besucherinnen und Besucher auf die gegenüberstehenden vergoldeten Hochsitze der Kölner Künstlerin Linda Nadji. Das Leipziger Künstlerduo „FAMED“ schuf eine Hüpfburg in der Form des Buchs „Das Kapital“ von Karl Marx. Das aufgeklappte Buch ist wie ein Dach über die Sprungfläche gestülpt.
Auf dem Vorplatz befindet sich unter anderem ein von der nigerianischen Künstlerin Temitayo Ogunbiyi entworfenes Klettergerüst. Es besteht aus mit Pflanzenfasern umwickelten Stahlrohren. Sie habe dafür eine Technik verwendet, die in ihrer Heimat auch für das Umwickeln von Haarsträhnen verwendet werde, erklärte die Künstlerin. Ihre Arbeit lade zu neuen Körpererfahrungen und sozialer Interaktion ein.
Die Ausstellung bietet auch mehrere digitale Spielmöglichkeiten an. Darunter ist ein Online-Rennspiel des schwedischen Konzeptkünstlers Jonas Lund, das vor Ort im Salon oder über einen QR-Code am eigenen Computer gespielt werden kann. Das Künstlerkollektiv „LIGNA“ ist mit der App „Meet me at the Bench“ vertreten. Es handelt sich um eine Audioarbeit, in der 15 Künstlerinnen und Künstler sich in ihren Beiträgen mit der kulturellen und gesellschaftlichen Bedeutung von Bänken im Außenraum beschäftigen. Die App kann an vorhandenen Bänken per QR-Code abgerufen werden. Ein virtueller Spielplatz von Temitayo Ogunbiyi kann im Salon genutzt werden.