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Böckler-Stiftung: Soziale Ungleichheit im Land nimmt zu

Die Reichen werden reicher, die Armen immer ärmer – so ähnlich lautet das Fazit des Verteilungsberichts der Hans-Böckler-Stiftung. Was sich laut den Experten seit 2010 in Deutschland verändert hat.

Die soziale Ungleichheit ist in Deutschland laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung gestiegen
Die soziale Ungleichheit ist in Deutschland laut einer aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung gestiegenImago / Wolfgang Maria Weber

Die soziale Ungleichheit ist in Deutschland laut einer aktuellen Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung seit 2010 deutlich gestiegen. Zudem hätten Ängste zugenommen, den eigenen Lebensstandard nicht halten zu können, teilte die Stiftung in Düsseldorf mit. Laut dem neuen Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Stiftung liegt zudem die Quote der in Armut lebenden Menschen derzeit auf einem Höchststand.

Der Stiftung zufolge hatten schon 2021, vor Beginn der Inflationswelle, mehr als 40 Prozent der Armen und über 20 Prozent der Menschen in der Gruppe mit “prekären” Einkommen etwas oberhalb der Armutsgrenze keine finanziellen Rücklagen. Während der Coronakrise und durch den Inflationsschub zwischen 2020 und 2023 hätten sich wirtschaftliche Sorgen vieler Menschen noch verschärft. Mehr als die Hälfte der Menschen in der unteren Einkommenshälfte sowie knapp 47 Prozent in der oberen Mittelschicht hätten die Befürchtung bekundet, ihren Lebensstandard nicht halten zu können.

Studie: Weniger als die Hälfte der Armen findet, dass die Demokratie in Deutschland gut funktioniert

Mit den materiellen Einschränkungen und Zukunftssorgen gehe vor allem bei ärmeren Menschen eine Distanz zu wichtigen staatlichen und politischen Institutionen einher, heißt es in dem Bericht. Weniger als die Hälfte der Armen und der Menschen mit prekären Einkommen finde, dass die Demokratie in Deutschland gut funktioniere. Sie sähen für sich auch nicht die Möglichkeit, auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Rund ein Fünftel vertraue dem Rechtssystem allenfalls in geringem Maße.

Im Mittelpunkt des Verteilungsberichts 2024 stehen Haushalte, deren verfügbare Nettoeinkommen maximal den Mittelwert (Median) aller Haushalte in Deutschland erreichten. Diese “untere Hälfte der Einkommensverteilung” wurde in drei Gruppen unterteilt: Haushalte in Armut mit Einkommen unterhalb von 60 Prozent des Medians oder einem monatlichen Netto von weniger als 1.350 Euro für einen Single, Haushalte mit prekären Einkommen (60 bis unter 80 Prozent des Medians oder weniger als 1.800 Euro für einen Single-Haushalt) und Haushalte, die zur unteren Mitte zählen (80 Prozent bis unter 100 Prozent des Medians oder weniger als 2240 Euro). Verglichen wurde mit Haushalten der oberen Mitte, die über Einkommen von 100 bis unter 150 Prozent des Medians verfügten.

Im Verteilungsbericht werden den Angaben zufolge Daten aus zwei repräsentativen Befragungen zusammengefasst: Dem sozio-oekonomischen-Panel (SOEP), für das rund 13.000 Haushalte jedes Jahr interviewt werden, und der stiftungseigenen Lebenslangbefragung, für welche in zwei Wellen 2020 und 2023 jeweils über 4.000 Personen anhand von Zufallsstichproben befragt wurden.