Mit nachdenklichen Tönen haben die Kirchen das Jubiläum „500 Jahre Nürnberger Religionsgespräche“ gefeiert. Zwar würdigte die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in einem Ökumenischen Festgottesdienst am Sonntag das im Jahr 1525 neue Format des öffentlichen Streitgesprächs: Es habe „keine einsame Entscheidung hinter verschlossenen Türen, keine Lösungsdiktate, keine Verweigerung des Gesprächs und des Zuhörens“ gegeben, sagte die Theologin in ihrer Predigt in St. Sebald laut Redemanuskript. Dennoch sei der Preis für die neue Glaubenseinheit in der Stadt „aus heutiger Sicht zu hoch“ gewesen: „Zu viele Menschen wurden ausgegrenzt“, so Hann von Weyhern.
Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl gab zu, dass das Ergebnis des damaligen Nürnberger Religionsgesprächs – Einführung der Reformation, Verbot der katholischen Lehre – ihn heute „nicht zu Begeisterungsstürmen“ hinreiße. Faktisch sei die äußere Einheit der Kirche damals zerbrochen, bedauerte der Theologe in seiner Predigt laut Redemanuskript. Damit „Einheit trotz Unterschieden und Missverständnissen“ dennoch sichtbar werde, brauche es gegenseitige Aufmerksamkeit, Interesse und den „beständigen Willen zum Frieden“.
Gössl erinnerte auch an den gemeinsamen Auftrag der Christen über die Konfessionsgrenzen hinweg: „Wir legen Zeugnis ab vom Grund unserer Hoffnung, und genau diese Hoffnung ist es auch, die wir als Christen dieser Welt schuldig sind.“ Hann von Weyhern erklärte, dass heute nicht mehr Einheitlichkeit, sondern „Vielfalt auf eindeutiger Grundlage des Evangeliums“ Ziel der Christen sein müsse. „Vielfalt ist kein Defekt, sondern ein Geschenk“, so die Regionalbischöfin. Als Nachfahrin der „Grenzenzieher“ von 1525 sei sie dankbar dafür, dass „viele derer, die damals dem Zwang zur Einheitlichkeit weichen mussten, heute mit uns gemeinsam am Altar“ stünden.
Der Ökumenische Gottesdienst erinnerte an die sechs Tage im März 1525, an denen sich lutherische und katholische Prediger nach festgelegten Regeln auf Basis der Bibel um den rechten Glauben stritten. Die Fenster des Rathaussaals waren weit geöffnet, damit das Volk zuhören konnte. Nach Abschluss der Dispute entschied sich der Rat der Stadt, in Nürnberg die Reformation einzuführen und lutherisch zu werden. (0900/16.03.2025)