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Bischof Richard Williamson (1940-2025)

Mit einem wirren Interview zum Holocaust löste er 2009 eine schwere Krise im Vatikan aus. 2012 wurde er aus der Piusbruderschaft ausgeschlossen; seither weihte er einige Bischöfe. Nun ist Bischof Williamson gestorben.

Der Holocaust-Leugner und frühere Traditionalisten-Bischof Richard Williamson ist tot. Er starb nach einer Hirnblutung im Alter von 84 Jahren in einer britischen Klinik, wie das Generalhaus der katholisch-traditionalistischen Piusbruderschaft mitteilte.

Der redegewandte Kaufmannssohn aus Buckinghamshire war in der anglikanischen Kirche aufgewachsen und 1971 in die katholische Kirche aufgenommen worden. Nach dem Studium im Seminar der damals noch nicht von Rom getrennten Piusbruderschaft wurde er 1976 in Econe (Schweiz) zum Priester geweiht.

1988 weihte ihn der Gründer dieser Traditionalistenvereinigung, Erzbischof Marcel Lefebvre, zusammen mit drei weiteren Männern zum Bischof. Das geschah gegen den Willen des Papstes und führte zur Exkommunikation Lefebvres und der von ihm geweihten vier Bischöfe. Dennoch blieben die Weihen gültig. Aus diesem Kreis leben nach Williamsons Tod nur noch die beiden jüngsten: der Spanier Alfonso de Galarreta (68) und der Schweizer Bernard Fellay (66).

Williamson hatte in einem 2009 ausgestrahlten Interview den Holocaust geleugnet und damit eine schwere Krise im Vatikan ausgelöst: Weil Papst Benedikt XVI. (2005-2013) zufällig zeitgleich die Exkommunikation – also den Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft – der vier Lefebvre-Bischöfe aufgehoben hatte, sah er sich mit dem öffentlichen Vorwurf konfrontiert, er habe einen Holocaust-Leugner begnadigt. Später entschuldigte sich der Papst in einem Brief an alle Bischöfe für sein ungeschicktes Verhalten.

Die Leugnung der Judenvernichtung durch die Nazis hielt Williamson trotz Mahnungen aus dem Vatikan und aus der Piusbruderschaft aufrecht. Die Traditionalisten schlossen ihn 2012 wegen Ungehorsams aus ihrer Gemeinschaft aus. Seither gehörte er zum Milieu der “Sedisvakantisten”. Sie leugnen die Rechtmäßigkeit des Papstes in Rom und sehen die katholische Kirche auf einem modernistischen Irrweg.

Medienberichten zufolge soll Williamson in den vergangenen Jahren mehrere Männer unerlaubt zu Bischöfen geweiht haben. Die Weihen sind nach katholischem Kirchenrecht verboten, aber gültig. Eine eigene Kirche oder eine straff organisierte Abweichlergruppe am Rande der katholischen Kirche nach dem Vorbild der Piusbruderschaft haben diese Bischöfe bislang nicht gebildet.