Der Fuldaer Bischof Michael Gerber ist am Dienstag zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden. Mit damals 49 Jahren hatte er im März 2019 als jüngster Diözesanbischof Deutschlands sein Amt im traditionsreichen Bistum Fulda angetreten. Nun ist der heute 53-jährige promovierte Theologe innerhalb weniger Jahre in eine hohe Position innerhalb der Bischofsriege aufgestiegen.
Gerber hatte erst im September 2021 die Leitung der Bischofskonferenz-Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste übernommen. Er folgte auf den Münsteraner Bischof Felix Genn, der der Kommission seit mehr als 15 Jahren vorstand. Damit ist Gerber mitverantwortlich dafür, neue Ideen und Konzepte bei der Ausbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern zu entwickeln. Aktuell geht es besonders darum, neue Strukturen für die Priesterausbildung in modernen Zeiten zu finden.
Gerber stammt aus Baden und galt früh als kirchliches Nachwuchstalent. Nach seinem Theologiestudium in Freiburg und Rom wurde er 1997 zum Priester geweiht. Gerbers Glaube ist geprägt von der Schönstatt-Bewegung, die eine intensive Marienverehrung auszeichnet. In der Öffentlichkeit äußerte er sich zu innerkirchlichen Reformthemen eher zurückhaltend, ohne sich ihnen aber zu verschließen. Er gilt weder als progressiv noch als streng konservativ, sondern eher als ausgleichend – auch innerhalb der Bischofskonferenz.
Die Gesellschaft ist nach seiner Einschätzung in einem unumkehrbaren Veränderungsprozess. “Wir müssen uns daran gewöhnen, dass der Umbruch ein Dauerzustand ist,” sagte Gerber mehrfach. Die Kirche müsse sich fragen, wie sie in diesen Umbruchzeiten “den Horizont weiten” und “schöpferisch nach vorne gehen” könne. Hier befinde sich die katholische Kirche heute in bester Gesellschaft mit den ersten Christen.
Seine Glaubenserfahrungen veröffentlichte der Bischof 2015 in dem spirituellen Buch “Ermutigungen für Christen”. Gerbers bischöflicher Wahlspruch lautet “tecum in foedere” (“Mit Dir im Bund”). Die Haltung eines tiefen Gottvertrauens will er anderen Menschen weitergeben. Menschen müssten “die Erfahrung machen können: Gott hat etwas mit meinem Leben zu tun”, gerade in Krisen und Umbruchzeiten.