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Bischof Hanke nennt Jacques Delors einen großen Europäer

Der Eichstätter Bischof und Benediktiner Gregor Maria Hanke hat den am 27. Dezember gestorbenen Franzosen Jacques Delors (1925-2023) gewürdigt. Der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission sei ein großer Europäer gewesen, der an den geistigen Wurzeln der europäischen Idee großes Interesse gezeigt habe, erklärte Hanke am Freitag in Eichstätt. Seine Vision eines gemeinsamen Europas habe sich nicht allein auf politische Ziele und Pragmatik beschränkt. Aus Delors Sicht war das geschichtliche Werden Europas mit dem Beitrag der mittelalterlichen monastischen Klöster, ihrer Schulen und mit den Domschulen an den Kathedralen verbunden.

Das Anliegen Delors sei es gewesen, die geistigen Wurzeln Europas im Diskurs um den europäischen Einigungsprozess zur Sprache zu bringen, erinnerte Hanke. Daher initiierte er zu Beginn der 1990-er Jahre eine internationalen Arbeitsgruppe aus Äbtissinnen und Äbten der Benediktiner und Zisterzienser. Diese sollte mit europäischen Institutionen und Vertretern des öffentlichen Lebens den Kontakt suchen, um Fragen des Miteinanders im vereinten Europa aus der klösterlichen Lebenskultur und Spiritualität zu beleuchten und zu diskutieren.

Die “Groupe de Chevetogne” benannte Arbeitsgruppe habe während ihres Bestehens bis nach der Jahrtausendwende ihren Sitz im belgischen Benediktinerkloster Chevetogne gehabt, sagte der Bischof. Von dort aus seien internationale Tagungen und Begegnungen geplant worden. Nach und nach sei die Gruppe um orthodoxe und evangelische Mitglieder erweitert worden. Hanke, der von 1993 bis 2006 als Abt der Benediktinerabtei Plankstetten vorstand, gehörte in dieser Funktion der Arbeitsgruppe an: “Das Anliegen Delors, die geistigen Wurzeln Europas zu berücksichtigen, darf nicht vergessen werden, wenn Europa mehr sein soll, als der kleinste gemeinsame Nenner staatlicher Interessen.”