Nicht immer nur mit dem Finger auf die anderen zeigen. Böses lauert in jedem von uns, so der Magdeburger Bischof. Er rief dazu auf, das nicht zu verdrängen, sondern sich dem zu stellen – für innere Freiheit und Frieden.
Böse und schuld sind nach Ansicht des katholischen Magdeburger Bischof Gerhard Feige nicht immer nur die anderen. “Einerseits sucht man zwar krampfhaft nach ‘Sündenböcken’ und stellt sie erbarmungslos an den Pranger, andererseits aber breitet sich so etwas wie ein ‘kollektiver Unschuldswahn’ aus”, sagte Feige am Dienstag in Magdeburg. “Schuld und Versagen sucht man höchstens bei den anderen oder dem Einfluss, dem man ausgesetzt war und sich angeblich nicht entziehen konnte. Verantwortlich sind dann die Erbanlagen, die Erziehung oder das Milieu.” Allenfalls gestehe man noch, einen Fehler gemacht zu haben.
Das sogenannte Böse “lauere” aber in jedem Menschen und nehme oftmals durch das eigene Handeln Gestalt an. “Dafür aber schwindet in unserer Gesellschaft das Bewusstsein immer mehr”, sagte Feige. Er rief dazu auf, “das Böse in und um uns aufzuspüren, sich ihm ehrlich zu stellen und dagegen anzugehen”. Dabei gehe es nicht darum, “sich vielleicht nur noch negativ wahrzunehmen oder selbst zu quälen, sondern dadurch wieder mehr Freiheit, Frieden und Versöhnung zu finden”.