Der Altbundespräsident Horst Köhler war evangelisch – und nach eigenen Worten stolz, als im Jahr 2005 ein Deutscher zum Papst gewählt wurde. Die deutschen Bischöfe zeigen sich Köhler gegenüber dankbar.
Als Brückenbauer in verschiedenen Zusammenhängen hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, den verstorbenen früheren Bundespräsidenten Horst Köhler gewürdigt. Köhler sei ein visionärer Staatsmann gewesen, heißt es in Bätzings Beileidsschreiben, wie die Deutsche Bischofskonferenz am Samstag mitteilte.
Als Bundespräsident hatte sich Köhler für eine Globalisierung mit verlässlichen Regeln und eine echte Partnerschaft mit dem afrikanischen Kontinent eingesetzt. Er habe “wie kaum ein anderer Brücken zwischen den Kontinenten gebaut”, betont der Bischof. “Wir dürfen dankbar sein für das, was er an internationaler Verständigung und durch den Dialog zwischen den Nationen ermöglicht hat.”
Bätzing unterstrich zudem die Beziehungen des früheren Bundespräsidenten zu den Kirchen. Der Protestant habe mit den Menschen ins Gespräch kommen wollen, “über Barrieren der Religionen hinweg”. Zweimal habe Köhler in seiner Amtszeit den damaligen Papst Benedikt XVI. in Deutschland willkommen geheißen, 2005 und 2011. Der Weltjugendtag 2005 in Köln sei für den Staatsmann “ein persönlich wichtiges Ereignis” gewesen, “das er immer als beste Chance der Völkerverständigung bezeichnete”.
Köhler starb am Samstag im Alter von 81 Jahren in Berlin. Er war bis 2010 der neunte Bundespräsident – und der erste, der vom Amt zurücktrat. Auch nach seinem Rücktritt in Folge einer Debatte um ein Interview zum deutschen Afghanistan-Einsatz engagierte er sich für eine partnerschaftliche internationale Politik.
Geboren 1943 im polnischen Skierbieszow, war Köhler 1944 als kleines Kind mit seiner Familie nach Deutschland geflohen, zunächst in die Nähe von Leipzig. 1953 gelang der Familie die Flucht in die Bundesrepublik, wo 1957 Ludwigsburg die neue Heimat wurde.
Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und einer Promotion wechselte Köhler 1976 in die Grundsatzabteilung des Bundeswirtschaftsministeriums. Nach weiteren beruflichen Stationen wurde er 1990 Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Er verhandelte unter anderem den Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR und war Chefunterhändler beim Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion.