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Bischof Bätzing: Ich muss Position beziehen gegen alle Blockaden

Lange Zeit galt als ungeschriebenes Gesetz, die Bischofskonferenz müsse immer einmütig entscheiden und mit einer Stimme sprechen. Doch die Zeiten sind vorbei, findet der Vorsitzende.

Stellung beziehen statt nur moderieren – Bischof Georg Bätzing sieht sich in seiner Rolle als Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz nicht nur als ausgleichender Vermittler. “Ich muss Position beziehen, weil wir es uns nicht mehr leisten können, noch mehr Menschen zu verlieren”, sagte er am Samstagabend beim Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp in Frankfurt.

“Sonst verlieren wir gerade die jungen Frauen”, fügte er hinzu und kritisierte “Blockaden aus den letzten 50 Jahren”, etwa in der Frage nach der Rolle von Frauen in der Kirche, aber auch bei anderen Reformthemen. Hier könne er nicht mehr neutraler Vermittler bleiben und Verständnis zeigen für alle Seiten und Positionen.

Die Veranstaltung stand unter dem Motto “Streit ist doch nichts Schlechtes” – ein Zitat aus dem im Mai erschienenen Interviewbuch des Limburger Bischofs mit dem Titel “Rom ist kein Gegner”.

Zu den jüngsten Streitigkeiten der Bundesregierung erklärte Bätzing, Streit sei ein legitimes Instrument der Politik: “Der gehört dazu.” Allerdings gebe es Grenzen, die dabei beachtet werden müssten. Der Rauswurf von Finanzminister Christian Lindner (FDP) durch Kanzler Olaf Scholz (SPD) sei dabei zwar ungewöhnlich gewesen, aber aus seiner Sicht noch keine Grenzüberschreitung.

Ohne konkrete Namen zu nennen, ergänzte der Bischof: “Wir haben eine Partei, die provoziert und nicht streitet, die krakeelt und nicht argumentiert.” Streit sei immer dann schlecht, wenn jemand antrete mit der Absicht, andere öffentlich zu verletzen und zu diskreditieren.

In der Gesellschaft, so Bätzing weiter, gebe es außerdem große Probleme, wenn Streit nicht offen und fair ausgetragen werde, sondern anonym, hintenrum oder über Hassmails und verletzende Beiträge im Netz.

Der Limburger Bischof sprach von einer “Zeit der Polykrisen” – vom Krieg in der Ukraine über die Krise in Nahost bis hin zur Sorge vor zunehmender Polarisierung nach der US-Wahl und angesichts der Regierungskrise in Deutschland. Diese Entwicklungen machten vielen Menschen Angst und könnten auch Populisten mit ihren vermeintlich einfachen Antworten in die Hände spielen.

Hier sei die Kirche gefordert, aber auch die Medien müssten ihrem Auftrag gerecht werden, so Bätzing weiter. Dafür brauche es unabhängige Medien, die die unterschiedlichen Positionen fair darstellen und dadurch auch eine vermittelnde Rolle einnehmen könnten.

In diesem Zusammenhang dankte er den Journalistinnen und Journalisten für ihren wichtigen Dienst für die Gesellschaft: “Sie stellen sich schützend vor die Werte unseres Landes. Diese Arbeit sei unerlässlich, aber nicht leicht – und werde sogar zusehends schwieriger werde in diesen Zeiten.