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Bethel-Chefarzt: Versuche an Patienten aufklären

BIELEFELD – Der Chefarzt des Bethel-Krankenhaus Mara, Heiner Berthold, hat die Untersuchung der Medikamentenversuche in den 50er bis 70er Jahren begrüßt. Es müsse alles transparent gemacht werden, sagte Berthold der in Bielefeld erscheinenden „Neuen Westfälischen“ . Bei den bekannt gewordenen Fällen in Bethel habe es sich um Kinder gehandelt, die unter Epilepsie litten.
Kinder seien „nicht einwilligungsfähig“ gewesen, erläuterte Berthold. Heute müssten Eltern oder die Erziehungsberechtigten ihr Einverständnis geben. Zudem müsse auch das Einverständnis eines Kindes eingeholt werden. Medikamententests in den 50er und 60er Jahren seien „weitgehend ungeordnet“ durchgeführt worden, sagte Berthold. Erst Anfang der 60er Jahre habe Deutschland ein Arzneimittelgesetz bekommen, dessen spätere Versionen eine erste Grundlage für Medikamententests enthielten.
Die heutige Behandlung von Patienten mit Psychosen und von schwer verhaltens­auffälligen Patienten habe von der Entwicklung der Psychopharmaka profitiert. Ein großer Teil dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse sei „unter Rahmenbedingungen gewonnen worden, die wir heute nicht mehr akzeptieren können“, erklärte der Chefarzt. Derzeit werde diskutiert, in welchem Rahmen man bei Demenzpatienten forschen dürfe. Demente Patienten gälten als nicht einwilligungsfähig, trotzdem müssten Forschungsmöglichkeiten gefunden werden, sagte Berthold. epd

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