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Besucherzahl an hessischen NS-Gedenkstätten leicht gestiegen

Die Besucherzahl an hessischen NS-Gedenkstätten ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Die Gedenkstätte Hadamar (Landkreis Limburg-Weilburg) verzeichnete mehr als 23.200 Besucher, wie die pädagogische Leiterin Judith Sucher dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte. Im Jahr 2023 waren es knapp 23.000 Personen gewesen. Die meisten Besucher gehörten Gruppen an, die ein pädagogisches Angebot wahrnahmen. Antisemitische Einträge im Besucherbuch wie im Vorjahr habe es nicht gegeben. Zum 80. Jahrestag der Befreiung der Tötungsanstalt Hadamar wird am 26. März eine Gedenkveranstaltung stattfinden.

Auch in der NS-Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis) ist im vergangenen Jahr der Besuch gestiegen. Mehr als 8.400 Besucher seien gegenüber knapp 8.100 im Jahr 2023 gekommen, sagte die Leiterin Ann Katrin Düben dem epd. Nachdem die Zahlen während der Coronapandemie gesunken seien, seien sie seit 2022 kontinuierlich gestiegen und überträfen die Zahlen von vor 2020 um 30 bis 40 Prozent. Auch hier gehörte die Mehrzahl der Besucher Gruppen an. Die zentrale Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die Opfer des Endphaseverbrechens vor 80 Jahren findet am 30. März statt.

Im vergangenen Jahr erhielt die Gedenkstätte Breitenau nach Dübens Angaben fünf E-Mails mit verschwörungstheoretisch-antisemitischem Inhalt sowie einen antisemitischen Kommentar auf Instagram. Im Vergleich zu 2023, als ein Schüler während einer Gruppenführung extrem rechte Parolen verbreitete, sei es zu keinen Vorfällen während des Bildungsangebots gekommen.

Bei Führungen an der ehemaligen Großmarkthalle in Frankfurt am Main, in der jetzigen Europäischen Zentralbank, nahmen nach Angaben des Jüdischen Museums im vergangenen Jahr 2.200 Menschen teil. Dies seien mehr als im Vorjahr, allerdings ließen sich die Zahlen wegen einer mehrmonatigen Schließung des Kellers unter der Großmarkthalle im Jahr 2023 nicht vergleichen. An der Gedenkstätte hätten Graffiti und Folgen von Vandalismus beseitigt werden müssen. Mehrere Mitarbeitende des Jüdischen Museums seien mit Beschimpfungen angebrüllt worden, zudem habe das Jüdische Museum Beschimpfungen per Post, Mail und über Social Media erhalten. Das Museum habe im vergangenen Jahr zwölf Strafanzeigen gestellt.

In der früheren Landesheilanstalt in Hadamar starben im Rahmen des NS-„Euthanasie“-Mordprogramms von 1941 bis 1945 rund 10.000 Menschen in der Gaskammer, weitere 4.500 wurden entweder mit Giftspritzen getötet oder sie verhungerten. In Breitenau hatten die Nationalsozialisten in Gebäuden des ehemaligen Klosters, das bereits als Gefängnis genutzt wurde, von Juni 1933 bis März 1934 rund 470 politische Gegner und Juden inhaftiert. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurden wieder Juden festgehalten. Von Mai 1940 bis März 1945 diente Breitenau der Gestapo als „Arbeitserziehungslager“. Die meisten der 8.300 Gefangenen waren ausländische Zwangsarbeiter.

Von der Frankfurter Großmarkthalle mietete die Gestapo den östlichen Kellerbereich, um ab 1941 dort Juden zusammenzutreiben. Frauen, Männer und Kinder wurden gedemütigt, misshandelt und ihrer Habseligkeiten beraubt. Von den Bahngleisen vor der Halle wurden die Menschen direkt in die Ghettos und Konzentrationslager deportiert. Nebenan ging der tägliche Marktbetrieb weiter.