Regelmäßig führen die Ausgaben von Jan Böhmermanns “ZDF Magazin Royale” zu Debatten im Fernsehrat des Mainzer Senders. In der jüngsten Sitzung des Gremiums hatten Programmbeschwerden zu einer einzelnen Ausgabe Erfolg.
Der ZDF-Fernsehrat hat sich der Kritik an einer Ausgabe des “ZDF Magazin Royale” von Jan Böhmermann zu sogenannter ritueller Gewalt angeschlossen. In der satirisch-investigativen Sendung waren der Moderator und seine Redaktion unter anderem der Frage nachgegangen, ob es sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Ritualen etwa von satanistischen Kulten tatsächlich gibt oder ob eine einzelne Psychotherapeutin dies aus eigenem Interesse lediglich behauptet.
Mit knapper Mehrheit stimmte das für Programmfragen zuständige Aufsichtsgremium des öffentlich-rechtlichen TV-Senders am Freitag zwei Programmbeschwerden zu. Darin wurde unter anderem der Vorwurf erhoben, die Ausgabe der Sendung zeige “mangelnde Differenzierung”, habe eine “verhetzende Wirkung” und betreibe “gezielte Stimmungsmache gegen alle Betroffenen sexualisierter Gewalt”. Zu den Beschwerdeführern gehörte die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die Ausmaß, Art und Folgen der sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Deutschland und der DDR untersucht.
In der Sitzung des Gremiums wurden die Beschwerden kontrovers diskutiert. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), für den Bund Mitglied im Fernsehrat, sagte beispielsweise, das Thema sei “besonders sensibel, besonders heikel und besonders schwierig”. Die Darstellung in der Sendung sei insgesamt nicht ausgewogen und die Betroffenenperspektive nicht ausreichend berücksichtigt worden. Jesuitenpater Hans Langendörfer als Vertreter der katholische Kirche sagte, es gebe Themen, die für Satire nicht geeignet seien, und dazu gehöre sexualisierte Gewalt. Die Sendung könne eine schädigende Wirkung auf Patienten haben.
ZDF-Intendant Norbert Himmler entgegnete, das ZDF und auch Jan Böhmermann würden ihre Verantwortung wahrnehmen und Themen sehr sensibel auswählen und damit umgehen. Man wäge ab, welche möglichen Folgen die Darstellung einer Recherche haben könne, sei aber auch dazu verpflichtet, Missstände aufzudecken. Zudem habe Böhmermann zu Beginn der Sendung ernst und empathisch über Betroffene gesprochen.
Dies betonte auch der Programmausschuss Programmdirektion des Fernsehrats, der eine Zurückweisung der Beschwerden empfohlen hatte. In der ZDF-Mediathek wurde die Sendung nach der Kritik bereits thematisch in weitere Sendungen zu sexueller Gewalt an Kindern eingebettet.