Im Klassenzimmer lernen, während draußen Autos vorbeirauschen: Bei unzähligen Kindern in Europa führt Dauerlärm zu Konzentrations- und Leseschwierigkeiten – bis hin zu Verhaltensstörungen. Die EU-Umweltagentur mahnt Änderungen an.
Mehr als eine halbe Million Schulkinder in Europa haben eingeschränkte Lesefähigkeiten, weil sie permanent Verkehrslärm ausgesetzt sind. Das geht aus einer Datenauswertung der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervor, die am Donnerstag in Kopenhagen veröffentlicht wurde. Demnach leiden in 32 untersuchten Ländern insgesamt fast 550.000 Kinder unter einer lärmbedingten Leseschwäche. 60.000 entwickelten deshalb Verhaltensstörungen.
In rund 85 Prozent der Fälle ist laut der Schätzung Straßenverkehr verantwortlich, gefolgt von Zügen und Flugzeugen. Als Gegenmaßnahme empfiehlt die EU-Behörde unter anderem Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie geräuschärmere Straßenbeläge und Reifen.
Wie die EEA betonte, liegt die tatsächliche Zahl der geschädigten Kinder höher, weil in der Statistik nur stark befahrene Verkehrswege und große Flughäfen berücksichtigt seien. Auch stellten manche Städte teils unvollständige Messwerte zur Verfügung.
Der Datenlage zufolge spüren vor allem Stadtkinder die Lärmbelastung: So ist die Zahl der betroffenen Schülerinnen und Schüler in Städten 134 Prozent höher als auf dem Land; wenn es um Straßenverkehr geht, ist der Anteil der lernbeeinträchtigten Kinder im urbanen Raum 193 Prozent höher.
Als maximale Lärmbelastung in Klassenzimmern empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Grenze von 35 Dezibel, das entspricht etwa einem Kühlschrankgeräusch.