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Bericht: Stimmung in Deutschland entspricht nicht immer der Lage

Schulen, Kitas, Wohnraum, Mobilität, Gesundheitssystem: Wenn es um konkrete Dinge geht, senken viele Bürger in Deutschland bei einer Befragung den Daumen. Die allgemeine Bilanz fällt dagegen anders aus.

Die Menschen in Deutschland schwanken laut einer Umfrage im Auftrag der Bundesregierung bei der Bewertung ihrer Lebensverhältnisse zwischen Unzufriedenheit in konkreten Dingen und einer allgemeinen Zufriedenheit. Demnach sind knapp zwei Drittel der Befragten mit ihrer derzeitigen Lebenssituation eher oder ganz und gar zufrieden. Das geht aus dem am Mittwoch vorgestellten ersten Gleichwertigkeitsbericht der Bundesregierung hervor, der neben einer bundesweiten Umfrage auch viele erhobene Daten enthält.

Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland habe sich insgesamt verbessert, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Von 38 untersuchten Indikatoren habe es bei 27 eine positive Entwicklung gegeben. Bei 4 sei das Ergebnis nicht eindeutig, bei 7 gehe es allerdings runter. Vor allem der demografische Wandel sei herausfordernd und besorgniserregend. Dieser treffe insbesondere auch strukturschwache ostdeutsche Regionen, die in anderen Feldern derzeit eigentlich aufholten. Die Konzentration der Bevölkerung um die Ballungszentren werde immer stärker.

Positive Entwicklungen verzeichnet der Bericht etwa bei Wirtschaftskraft, Arbeitslosenquote oder Lebenserwartung. Vergleiche man die Daten und die erfragte Stimmung, zeigten sich Unterschiede, so Habeck. Die Stimmung sei manchmal schlechter als die Lage und manchmal besser.

Laut der Befragung zur Bewertung der eigenen Lebenssituation stimmen nur 43 Prozent der Befragten voll und ganz oder eher zu, dass die Qualität der Schulen gut sei. Für Kitas und Ganztagsangebote an Schulen liegt dieser Wert bei 39 Prozent. Unter Eltern mit minderjährigen Kindern liegt der Wert der Zufriedenheit mit Kitas und Ganztagsangeboten an Schulen mit 58 Prozent deutlich höher. Bundesweit sagt jedoch nur knapp ein Viertel der Menschen, dass es genügend Bildungs- und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder bis unter drei Jahren gebe.

Auch das Gesundheitssystem wird laut Bericht nicht gut beurteilt: 41 Prozent der Befragten sagen, die gesundheitliche und pflegerische Versorgung habe sich in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert. Nur 5 Prozent sehen eine Verbesserung. Besonders klar sei dieses Ergebnis in dünn besiedelten ländlichen Kreisen, heißt es.

Dem Bericht zufolge empfinden es zudem mehr als acht von zehn Befragten als sehr oder eher schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Besonders schwierig sei die subjektiv empfundene Lage in Großstädten. Verkehrsanbindungen und Mobilitätsangebote werden im Bundesschnitt von lediglich 44 Prozent als gut beurteilt.

Positiv sehen die Bürgerinnen und Bürger hingegen vorhandene Naherholungsgebiete: 57 Prozent der Befragten bewerten diese als eher gut, 28 Prozent sogar als sehr gut.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, es sei wichtig, dass die Menschen in Deutschland überall die Wahlfreiheit haben, wo sie wohnen wollen. Dafür brauche es gleichwertige Lebensverhältnisse. “Man soll überall in Deutschland gut leben können”, so Faeser. “Nur, wenn es überall die gleichen guten Lebens- und Arbeitsbedingungen gibt, dann kann es auch ein gutes soziales Miteinander geben und Teilhabe, Zugehörigkeit und Zusammenhalt damit auch gefördert werden.”

Habeck äußerte die Vermutung, dass Infrastruktur häufig viel bedeutsamer sei für das Gerechtigkeitsgefüge im Land, als es meist eingeschätzt werde. Die politische Debatte werde sich künftig viel stärker mit den Infrastrukturen von sozialer Gerechtigkeit und Zusammenhalt beschäftigten müssen, so der Wirtschaftsminister. Die Regierung will nun auf Grundlage des Berichts ihre regionale Förderung anpassen. Ab Donnerstag soll auch die öffentliche Diskussion der Ergebnisse starten.