Artikel teilen:

Bericht: Drastischer Anstieg antisemitischer Vorfälle in Sachsen

Im Durchschnitt gibt es im Freistaat jeden Tag einen judenfeindlichen Vorfall. Der Jahresbericht für 2024 der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) dokumentiert die Fälle und schlüsselt den Anstieg auf.

Die Zahl judenfeindlicher Vorfälle in Sachsen ist im vergangenen Jahr laut der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) um 82 Prozent angestiegen. Die Meldestelle dokumentierte 349 Vorfälle, darunter 40 Gewalttaten, wie aus dem am Mittwoch in Dresden veröffentlichen Rias-Jahresbericht hervorgeht. Mehr als 200 der gemeldeten Vorfälle hatten einen antisemitischen Bezug zu Israel und dem Nahost-Konflikt. Einen deutlichen Anstieg von 50 (2023) auf 115 gab es unter anderem bei Angriffen auf die Schoah-Erinnerung, darunter Diebstähle von Stolpersteinen in Dresden und Leipzig.

Rias Sachsen erklärte, die Zäsur des 7. Oktober 2023 durch den Überfall der Hamas auf Israel wirke weiterhin in Sachsen nach. “Die hohe Zahl dokumentierter Vorfälle im öffentlichen Raum – wie öffentlichen Gebäuden, Verkehrsmitteln und Grünanlagen, aber auch dem Weg zur Arbeit oder im Kunst- und Kulturbereich – zeigt, dass Jüdinnen und Juden potenziell überall mit Antisemitismus konfrontiert sind und sich dem nicht entziehen können.” Viele Jüdinnen und Juden in Sachsen sähen sich zunehmenden in der Situation, ihre jüdische Sichtbarkeit zum Schutz ihrer körperlichen Unversehrtheit einzuschränken.

Die Vorsitzende des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden, Ekaterina Kulakova, betonte, es brauche Beratungsstellen für Betroffene und Meldestellen zur Dokumentation, “Wir brauchen darüber hinaus einen Blick mit offenen Augen auf Deutschland und müssen verstehen, dass sich das Land verändert hat – dafür braucht es neue Regeln, um den Hass auf andere zurückzudrängen. Bevor es zu spät ist.”

Der Beauftragte der Sächsischen Staatsregierung für das Jüdische Leben, Thomas Feist, erklärte: “Der dramatische Anstieg antisemitischer Vorfälle in Sachsen ist alarmierend. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, jüdisches Leben zu schützen und Antisemitismus in all seinen Formen entschieden entgegenzutreten.”